|
Editorial Nr. 4 Liebe Leserinnen und Leser! Ein Ziel der grundrisse-Redaktion ist es, nicht nur schriftlich die Debatte um wesentliche Fragen gesellschaftskritischen Handelns und Denkens zu führen, sondern auch konkret Veranstaltungen durchzuführen, bzw. uns an solchen zu beteiligen. Papier ist oft sehr geduldig, und eine mündliche Diskussion kann oft rascher zur Klärung unklarer Punkte beitragen. In dieser Hinsicht ist einiges geschehen: ...mehr Evi Genetti Staat, Kapital und Geschlecht. Eine Bestandsaufnahme feministischer Staatskritik Gerade vor dem Hintergrund der neoliberalen Rede vom Bedeutungsverlust staatlicher Macht ist es nach wie vor von zentraler Bedeutung, die ungebrochene Wirkungsmacht von staatlichen Institutionen und Prozessen zu begreifen. Aus gesellschaftskritischer Sicht gilt es, die veränderten Formen und Funktionen von Staatlichkeit im gesellschaftlichen Transformationsprozess der letzten Jahre in den Blick zu nehmen. ...mehr Johanna Klages Symbolik der Neuen Ökonomie oder wie staatliche Politik neoliberalisiert wird Soziale Realität kann nur interpretiert oder gedeutet wahrgenommen werden, sie stellt sich uns nicht „an sich“ dar. Entscheidend ist, welche politischen Kräfte die Interpretations- und Definitionsmacht besitzen, die menschlichen Wahrnehmungs- und Bewertungsschemata beeinflussen und beherrschen zu können. Die Menschen bilden entsprechend den gesellschaftlichen Strukturen, in die sie eingebunden sind, in ihrem Habitus (Bourdieu) Wahrnehmungs-, Bewertungsschemata aus, die es ihnen ermöglich, sich in der sozialen Welt zurechtzufinden und zu handeln. Gleichzeitig produzieren und reproduzieren sie gesellschaftliche Strukturen und Verhältnisse. ...mehr Um dem Verständnis der 68er Bewegung näher zu kommen, will ich nun ihren spezifischen Verlauf in Frankreich, Deutschland, Italien und Österreich skizzieren. Eine solche Betrachtungsweise ist schon deshalb unumgänglich, weil nicht wenige Arbeiten und Interpretationen, und sogar oft nicht die schlechtesten, die Bewegung aus einem rein nationalen Gesichtspunkt aus analysieren. ...mehr Robert Foltin Multitude – Subjektivität gegen das Empire. Multitude ist von den Begriffen, die durch das Buch „Empire“ von Hardt / Negri in die linke Diskussion eingeführt wurden, einer der meistdiskutierten. Verkürzt beschrieben handelt es sich dabei um die Vielfalt und Unterschiedlichkeit der Wünsche und Bedürfnisse, die in individuellen und kollektiven Revolten sichtbar werden. Im folgenden möchte ich beschreiben, wie die ArbeiterInnenklasse im Fordismus als Subjekt anerkannt wird und die Subjektivität der Multitude (z.B. durch ritualisierte Lohnverhandlungen) institutionalisiert wurde. In einem weiteren Teil geht es dann darum, aufzuzeigen, wie sich die Subjektivität gegen die fordistische Normalität richtet. ...mehr Stefan Gandler Zum Verhältnis von Kommunikation und Gebrauchswert in der mexikanischen Marxismus-Diskussion Bolívar Echeverría hat sich im Rahmen seiner Theoriebildung eine nicht ohne weiteres zu lösende Aufgabe gestellt. Der aus der Tradition des westlichen Marxismus stammende Praxisbegriff, den er zwar als entscheidenden Beitrag, aber zugleich als zu abstrakt begreift, soll inhaltlich konkret gefüllt und dabei in seiner historischen Dimension gefaßt werden. Das Problem liegt dabei jedoch in Folgendem: Wie soll der Praxisbegriff, der untrennbar mit dem Begriff des (autonomen) Subjekts (als frei entscheidendes) verknüpft ist, als bestimmter, nicht beliebiger, inhaltlich konkret gefaßt werden? Wie soll dieses komplizierte Verhältnis von subjektiven Einzelentscheidungen in ein stimmiges Verhältnis gebracht werden zu einer theoretischen, begrifflichen – und damit notwendig nach Allgemeinheit trachtenden – historisch-konkreten Bestimmung dieser Praxis beziehungsweise dieser Praktiken? ...mehr |
|