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Die Entwicklung der Bewegung in einigen LändernUm dem
Verständnis der 68er Bewegung näher zu kommen, will ich nun ihren spezifischen
Verlauf in Frankreich, Deutschland, Italien und Österreich skizzieren. Eine
solche Betrachtungsweise ist schon deshalb unumgänglich, weil nicht wenige
Arbeiten und Interpretationen, und sogar oft nicht die schlechtesten, die
Bewegung aus einem rein nationalen Gesichtspunkt aus analysieren. Dadurch
bekommen nationale Besonderheiten ein übergroßes Gewicht und die Gesamtheit
der Entwicklung wird nicht erkannt. Leider konnte ich so wichtige Länder wie
die USA, Japan, Großbritannien und Mexiko nicht behandeln. Ich ersuche um
Nachsicht. Frankreich
1968 in
Frankreich erscheint wie ein gigantisches Theaterstück, mit
spannungsaufbauendem ersten Akt, dem offenen Ausbruch der Revolte und dem
Triumph der Kräfte des Status Quo im letzten. Wie der Feder eines eher mittelmäßigen
Autors entsprungen, agierten die beteiligten Akteure gemäß ihres Charakters:
die StudentInnen als revolutionäres Ferment, die ArbeiterInnen als die schweren
Bataillone, die nur langsam in Bewegung kommen, dann aber drohen, die Herrschaft
zu stürzen, eine bis zur Besinnungslosigkeit brutale Polizei, Marionette der
Regierung, ein stockreaktionäres Regime vom charismatischen De Gaulle angeführt,
und in heimlicher Kumpanei mit den Kräften der Ordnung und Herrschaft auf
Seiten der Linken die KPF. Das Durchkreuzen und Durchdringen der verschiedensten
Fäden der Rebellion, die oftmals ein wechselndes Auf und Ab ergaben, fehlte in
Frankreich. Statt dessen folgten alle Ereignisse einer einzigen Dramaturgie und
konnten leicht auf einen Mythos begrenzt werden, der vielbeschworenen „Einheit
von StudentInnen und ArbeiterInnen.“ Der äußerliche
Verlauf der Ereignisse ist rasch erzählt. Die Bewegung ging von Nanterre aus,
1964 als Außenstelle der Sorbonne gegründet, ein seelenloser Universitätscampus
nach us-amerikanischem Muster. Freiwillig wohnte dort am Rande von Paris, ohne
U-Bahnanschluß, niemand. Die Studierenden wurden von der Universitätsverwaltung
zugewiesen, unter ihnen auch die Brüder Daniel und Gabriel Cohn-Bendit. Während
in anderen Gegenden der Welt von Blumen und Liebe gesungen wurde, herrschte in
Nanterre striktes Verbot für „Burschen“, sich nach 22 Uhr in den „Mädchenwohnheimen“
aufzuhalten. „Die unmittelbare Abhängigkeit der Universitätsverwaltung
vom Erziehungsministerium machte nahezu jede Universitätsangelegenheit zur
Staatsangelegenheit.“ (Gilcher-Holtey 1995; 170) Als am 8. Jänner 1968
der zuständige Minister das Schwimmbad eröffnet, setzt sich Daniel Cohn-Bendit
in Szene. Minister und Dekan lassen sich nur all zu leicht provozieren, es
folgen Polizeieinsätze und „Schwarze Listen“ der rebellischen Studierenden.
Obwohl deren Existenz offiziell geleugnet wird, zirkulieren sie rasch auf dem
Campus. Am 2. Mai kann die Bewegung endlich in der alten ehrwürdigen Sorbonne
im Quartier Latin Fuß fassen. Noch kündigt nichts die kommenden großen
Ereignisse an. Etwa 300 Personen nehmen an einer Protestkundgebung teil. Ein
Artikel des KPF Vorsitzenden Marchais wird zur allgemeinen Belustigung verlesen,
in dem er die StudentInnen als Bürgersöhnchen beschimpft, die bald so und so
die Ausbeutung der ArbeiterInnenklasse mitorganisieren werden. Doch die
Staatsmacht reagiert mit unglaublicher Härte und Brutalität. „Ohne das
Einschreiten der Polizei am 3. Mai im Innenhof der Sorbonne wäre die Bewegung
von Nanterre nicht nach Paris übergesprungen, ohne Schließung der Sorbonne hätte
sie sich nicht auf das Quartier Latin ausgebreitet.“ (Gilcher-Holtey 1995;
207) Sprunghaft schwillt die Protestbewegung an, auf die erste Großdemo am 8.
Mai 1968 folgt die legendäre Nacht der Barrikaden vom 10. auf den 11. Mai. Am
13. Mai kommt es zu ersten gemeinsamen Demonstrationen von ArbeiterInnen und
StudentInnen. Das Odéon-Theater wird besetzt. Ab dem 14. Mai rollt die Welle
der Betriebsbesetzungen. Sie beginnt beim Flugzeugwerk Sud Aviation (2000 Beschäftigte)
und greift auf Renault Clèon und Renault Flins über. Wie ein Lauffeuer breiten
sich Streiks und Besetzungen aus, am 20. Mai streiken ungefähr 5 Millionen
Menschen. Die Aktionen werden zunehmend radikaler und direkter. Eine zündende
Rede von De Gaulle bewirkt einen gegenteiligen Effekt, am 24. Mai kommt es zur
zweiten Nacht der Barrikaden, diesmal unter aktiver Teilnahme von Personen aus
den Pariser Vororten, die offenbar keine Repräsentation anerkennen. Die Börse
geht in Flammen auf. Während
dieser Wochen ist das herrschende Regime wie gelähmt, in sich uneins und
handlungsunfähig. Am 29. Mai kursiert das Gerücht, De Gaulle sei plötzlich
spurlos verschwunden. Doch am 30. Mai kehrt er gut inszeniert aus Baden-Baden
zurück, hält eine große Rede, bei der er diesmal den Ton zu treffen scheint
und kündigt binnen 24. Tagen Neuwahlen an. Gleichzeitig demonstrieren 400.000[i]
in Paris gegen die Rebellion mit Slogans wie „Cohn-Bendit nach Dachau“. Ab
diesem Zeitpunkt ist die Bewegung gebrochen. Es folgen eine Reihe von Rückzugskämpfen,
bei Renault Flints ermorden Polizeikräfte zwei Streikende. Am 12. Juni wird ein
Verbot der trotzkistischen und maoistischen Gruppen ausgesprochen, offiziell
schweigt die KPF dazu, heimlich begrüßt sie diesen Beschluß. Die
Parlamentswahlen am 23. und 30. Juni 1968 bringen den Gaullisten einen in der Fünften
Republik einzigartigen Wahlsieg. Die 68er Bewegung in Frankreich ist zu Ende. Ich
schlage vor, das Ereignis der Mai Revolte von ihrem ersten Höhepunkt ausgehend
zu analysieren, der Barrikadennacht vom 10. auf den 11. Mai. „Ohne daß
irgendeine Person oder Gruppe mit Entwürfen und Plänen bereitgestanden hätte,
waren Zehntausende plötzlich dabei, ein Viertel, ihr Viertel, in eine riesige
Baustelle zu verwandeln. Auf diese Weise hatte innerhalb des Perimeters dieser
„Kommune des 10. Mai“ ein Leben begonnen, das die Reporter in ihren Übertragungswagen
stets neu zu beschreiben suchten: ein kollektiver Enthusiasmus, ein lautlos sich
kommunizierender Jubel.“ (Rauch/Schirmbeck
1968; 75) Nach Augenzeugenberichten entstand spontan an den verschiedensten
Orten die Idee, die Bodengitter, die die Bäume umgrenzen herauszunehmen, um
damit das Pflaster aufzuschlagen. Obwohl die Brutalität der Pariser Polizei,
die während der Demonstrationen gegen den Algerienkrieg 1961 hunderte Menschen
algerischer Herkunft ermordet hatte, selbstverständlich bekannt war, breitete
sich bei den BarrikadenerbauerInnen ein eigenartiges Hochgefühl aus. Das
berichten nicht nur die eben zitierten Autoren, sondern ist übereinstimmend
auch in anderen Quellen zulesen: „Das subjektive Erleben hinter den
Barrikaden schlägt um in Freude, eine Art Feststimmung kommt auf.(...) Einander
Unbekannte umarmen sich, verstehen sich, verlieben sich in ein Gefühl der
Exaltation. Es entsteht, wie Le Monde berichtet, ‚un enthousiasme communicatif’,
der die Bewegung eint und in ihrem Anliegen bestärkt.“ (Gilcher-Holtey
1995; 245) Ich sehe
in der Erfahrung und im Erleben, daß die Mauern des kapitalistischen Systems
ein Loch haben, daß es möglich ist, endlich Subjekt zu sein statt Empfänger
von Befehlen und Fußvolk repressiver Hierarchien, den entscheidenden Schlüssel
für die Ereignisse des Mai 1968 in
Frankreich. Als das Odéon Theater besetzt wurde, wurde es sofort ein Ort des
Sprechens. Ununterbrochen, Tag und Nacht, wurde geredet, diskutiert, berichtet.
Wenn Pierre Bourdieu in seinem Werk „Was heißt sprechen?“ die Mechanismen
des Ausschlusses, der Kompetenzverweigerung, der Hierarchisierung von Sprechmöglichkeiten
analysiert, so lag eine Triebkraft der Bewegung darin, diese Mechanismen außer
Kraft zu setzen, die Orte der Macht und des Ausschlusses zu erobern und darin
einen offenen Dialog zu beginnen. Hand in Hand ging damit eine scharfe Kritik am
Promi-Kult. Sartre konnte nur deshalb im Odéon auftreten, weil er mit der Erklärung
begann, er käme als Lernender, nicht als Lehrender und tatsächlich als Zuhörer
agierte. Aus allen
Berichten, die ich zum Mai 1968 kenne, geht klar hervor, daß es kaum möglich
war, klare Forderungen und Ziele der Streikenden zu erkennen. In den Betrieben
tauchte die Formel der Autogestion auf, die mit Selbstverwaltung übersetzt
wird. Aber Selbstverwaltung ist kein Streikziel. Es gab keinen zirkulierenden
Forderungskatalog, es gab im Grund nichts, worüber zu verhandeln gewesen wäre.
Kein Wunder, über die Umkehrung der Machtverhältnisse, über Revolte als
Entfaltung der eigenen Subjektivität kann nicht verhandelt werden. Im Gegensatz
zu Deutschland oder Österreich entstanden die linken Gruppen nicht als
Folge der 68er Revolte, Ebenso wie die KPF existierten trotzkistische,
maoistische und situationistische Gruppen schon vorher. Obwohl sich alles wie im
Leninistischen Bilderbuch anzuspielen schien – eine kleine, intellektuelle
Avantgarde motiviert die ArbeiterInnenmassen zum radikalen Kampf – paßte
dieses Schema doch nur formal. Vor allem lehnte die Bewegung instinktiv jede
Repräsentation ab. Befreiung kann nur ein Akt der Selbstbefreiung sein. Nach 68 (Deutschland und
Österreich)
Lutz
Schulenburg hat seiner Materialsammlung zu 68 den Titel gegeben: „Das Leben ändern,
die Welt verändern!“ Die große Entmischung ließ die Bewegung in diese zwei
Flügel zerfallen. Das eigene Leben zu ändern trat plötzlich in Gegensatz zur
proklamierten Veränderung der Welt. Fast beiläufig formulierte Rudi Dutschke
das unausgesprochene Programm der 68er: „Weil uns diese Aktionen innerlich
verändern, sind sie politisch. Politik ohne innere Veränderung der an ihr
Beteiligten ist Manipulation von Eliten.“ (R. Dutschke 1968; 76) Die
Trennung dieser beiden Momente ließ beide Seiten nicht unberührt. Das Beharren
auf der eigenen Subjektivität und der persönlichen Emanzipation nahm einen
separatistischen Charakter an. Nun fühlte mensch sich nicht mehr als Teil einer
umfassenden, weltumspannenden Revolte, sondern erkannte sich als besonderes
Subjekt, das außerhalb, ja im Gegensatz zur Bewegung überhaupt stand. Während
der gesamten 68er Entwicklung in den USA mißlang der Brückenschlag zur Black
Panther Bewegung. Dies mit rein soziologischen Kriterien erklären zu wollen,
weiße Mittelschicht da, schwarze Unterschicht dort, ist zu oberflächlich. Die
Black Panthers waren zweifelsohne ein machtvolle Oppositionsbewegung, aber sie
waren vom Geist der 68er nicht erfaßt. Ebenso
entstand die neue Frauenbewegung als Reaktion auf 68. Sie war die wichtigste
Form der subjektiven Wende der Revolte, die nun auf Widersprüche innerhalb der
Bewegung beharrte. Obwohl sich Frauen im selben Maße an der Revolte wie Männer
beteiligten, konnten sie kaum in repräsentative Gremien vorstoßen. Der
Aufstand der Frauen auf der Delegiertenkonferenz des SDS im September 1968 gegen
die Dominanz der männlichen Genossen blieb letztlich eine Einzelaktion. Ein
spezifisches Bewußtsein von der besonderen Unterdrückung der Frauen existierte
in der 68er Bewegung ebensowenig, wie ein Bewußtsein über die massiven ökologischen
Schäden der Industriegesellschaft oder die spezifische Besonderheit des
deutschen Faschismus. Diese Tatsachen, die uns heute wohl als Defizite
erscheinen, finden sich natürlich in zahllosen kritischen Arbeiten zu 1968.
Allerdings, alle diese oft sehr harschen Rügen wurden allesamt Jahre, ja
Jahrzehnte nach 68 verfaßt. Spiegelbildlich
entfaltete sich die Welt der K-Gruppen und der trotzkistischen Internationalen.
An der Veränderung der Welt wurde festgehalten, doch hatte sich nun das
Individuum als Werkzeug diesem Ziel unterzuordnen. Insbesondere Peter Brückner
kritisierte das Ausblenden dieser Dimension und zwei seiner Schüler beklagten „die
totale Eliminierung der eigenen subjektiven Antriebe und Bedürfnisse aus der
politischen Praxis.“ (Eisenberg/Thiel 1975; 3) In den Kreisen der Parteigründer
machte stets die Rede von den „objektiven Notwendigkeiten“ die Runde. Diese
Notwendigkeiten sahen alle ein, alle waren bereit, sich ihnen unterzuordnen. Es
ist daher unrichtig, diese Gruppen als besonders autoritär strukturiert zu
bezeichnen. Es war eher Selbstdisziplin und freiwillige Bereitschaft zum
Einsatz, die mit Notwendigkeit rigide innere Strukturen produzierte. Doch die
Ablehnung der subjektiven Emanzipation – als bürgerlicher Individualismus
gegeißelt – war nicht völlig aus der Luft gegriffen. Nach dem Verlöschen
der eigentlichen 68er Bewegung trat die subjektive Seite und das Festhalten an
einer weltumspannenden Perspektive tatsächlich in einen gewissen Gegensatz; das
wurde durchaus erkannt. Diese Wende kann am veränderten Umgang mit
Psychoanalyse illustriert werden. Wie die Liste der Raubdrucke ja plastisch
zeigt, rezipierte die Bewegung intensiv die Schriften von Reich, Freud und
Klein. Aber Psychoanalyse wurde als Gesellschaftstheorie verstanden, als Lehre
von der gesellschaftlichen Unterdrückung der Triebe, Wünsche und der
psychischen Struktur. Und diesen Deformationen konnte nur auf gesellschaftlicher
oder zumindest politisch-kollektiver Ebene begegnet werden. Als therapeutische
Praxis fungiere die Psychoanalyse im Sinne des Status Quo, repariere das
Individuum im Sinne der herrschenden Nomen und Werte. Diese These, von Herbert
Marcuse formuliert, wurde von der Bewegung mit fliegenden Fahnen übernommen.
Erst der völlige Zusammenbruch der letzten Reste der 68er ebnete der
entpolitisierten Psychoszene und ihrem Flirt mit der Esoterik den Weg. Aber
nicht nur das Beharren auf einem allumfassenden Revolutionsanspruch wies die
K-Gruppen als partielle Erben der 68er Bewegung aus. In verblüffender Homologie
zur Hippie-Szene reproduzierten die ParteigründerInnen die strikte „Wir“ -
„Sie“ Dichotomie der Welt. Die Elemente waren naturgemäß völlig
verschieden. Bezogen die einen ihre radikale Weltsicht aus einem gut gefüllten
Joint, so die anderen aus dem Studium marxistischer Schriften. Im Prinzip lebten
beide Gruppen, im Gegensatz zu den „NormalbürgerInnen“ gleichermaßen in
zwei völlig verschiedenen Welten. Auf der einen Seite gab es die Gesellschaft
mit ihren falschen Werten, ihrem dummen Gerede und irrwitzigen Institutionen,
auf der anderen Seite jener kleine, verschworene Kreis von Eingeweihten, der
eine Totalität von Sinnbezügen und sozialen Beziehungen konstituierte. Zusammenfassende Überlegungen
Balestrini,
Nanni; Moroni, Primo (1994) „Die goldene Horde. Arbeiterbewegung,
Jugendrevolte und bewaffneter Kampf in Italien”, Berlin Dutschke,
Rudi (1968) „Die Widersprüche des Spätkapitalismus, die antiautoritären
Studenten und ihr Verhältnis zur Dritten Welt“, in: Bergmann, Dutschke, Lefèvre,
Rabehl, „Rebellion der Studenten oder Die neue Opposition“, Reinbek bei
Hamburg Eisenberg,
Götz; Thiel Wolfgang (1975) “Fluchtversuche. Über Genesis, Verlauf und
schlechte Aufhebung der antiautoritären Bewegung“, Gießen Fichter,
Tilman, Lönnendonker, Siegwart (1977) „Kleine Geschichte des SDS“, Berlin Mandel,
Ernest (1969) „Die Lehren vom Mai 1968“ In: A. Glucksmann, A. Gorz, E.
Mandel, J.- Rauch,
Malte, J., Schirmbeck, H. Samuel (1968) „Die Barrikaden von Paris. Der
Aufstand der französischen Arbeiter und Studenten“, Frankfurt am Main [i] Quelle: Gilcher-Holtey. Andere Berichte sprechen von bis zu einer Million GegendemonstrantInnen [ii] Folgende Zahlen habe ich aus den Arbeiten von Rauch/Schirmbeck (1968), Gilcher-Holtey (1995) und der Quelle: http://www.passe-partout.de/docs_fr/fakecof.htm#zahlen zusammengestellt. Studierende in Frankreich: 1946 - 123.000, 1963 - 383.500, 1966 – 395.000, 1968 – 508.000, 1969 – 587.000, 1972 – 910.000, 1980 – 1.176.000, 1993 – 2.064.000, 2002 – 2.126.000 [iii] „Neokapitalismus“ war damals ein beliebter Ausdruck. Über das „Neo“ konnte und wollte freilich niemand so recht Auskunft geben, manche sprachen lieber optimistisch vom „Spätkapitalismus“. [iv] Allein der Ausdruck „Widersprüche“ wäre eine eigene Diskussion wert. Was unterschiedet Widersprüche von Gegensätzen und Verschiedenheit? Wieso ist Befreiung ein Ausdruck von Widersprüchen? Ist Befreiung nicht primär als Prozeß zu denken? Das Blättern in Hegels Logik wird diese Fragen jedenfalls nicht lösen. [v] Nur sieben Tage nach den Todesschüssen auf Ohnesorg wirft Jürgen Habermas auf einem Kongreß in Hannover der Bewegung „Linksfaschismus“ vor. Es geht nichts über ein gewisses Fingerspitzengefühl. [vi] Bachmann stand später mit Rudi Dutschke in Briefkontakt. Offenbar hatte er es nicht verkraftet, bloßes Werkzeug einer zynischen Presse gewesen zu sein. „In der Nacht vom 23. auf den 24 Februar 1970 beging Josef Bachmann Selbstmord.“ (G. Dutschke 1998; 244) [vii] Habermas kam dafür so und so nicht in Frage: „Wir in Berlin betrachteten diesen großen deutschen Philosophen keineswegs als Mentor der Studentenbewegung, sondern eher als Gegner.“ (Agnoli 1998; 8) [viii] Maschke war mit Gefängnis bedroht, sollte er an die BRD aufgeliefert werden. Schließlich fand er in Cuba Asyl, wandte sich aber dort nach und nach von der Linken ab. [x] Gehalten im „Institut für die Wissenschaft vom Menschen“ in Wien vor zirka fünf, sechs Jahren [xi] Gestne |
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