|
Editorial ein Gespenst geht um – nicht nur in Europa, das Gespenst der besetzten Universität. Die gegenwärtige transnationale Protestbewegung an den Universitäten hat – nach einer langen Sommerpause – diesmal erstaunlicherweise von Wien ihren Ausgang genommen. Das freut uns. Ob und wie weit es durch die globale Dynamik möglich sein wird, dass der doch überraschend massive, breite und vielfältige Widerstand an den Unis auch auf andere gesellschaftliche Sphären ausstrahlt bzw. wie sich eine Verbindung und Überlappung zwischen den jeweiligen Kämpfe herstellen lässt, ist noch offen....weiter Robert Foltin: Bewegungen der Studierenden in Österreich Wegen der ungenügenden Kapazität der Universitätsräumlichkeiten ereignen sich schon zu Beginn der 1960er Proteste (bis hin zu Krawallen). Sind diese noch von den rechten Organisationen getragen, so ändert sich das Bild in der zweiten Hälfte der 1960er. Neben der allgemein gesellschaftspolitischen und internationalistischen Politik dominiert eine von linken Minderheiten getragene Kritik an den konservativen Uni-Strukturen. Noch in den 1970ern und den 1980ern bleibt die Hochschüler_innenschaft in der Hand von ÖVP-nahen Rechten. Linke Gruppen sind aktiv, kleinere Proteste finden auf Institutsebene statt, es gibt keine großen Bewegungen der Studierenden wie dann 1987, 1996, 2000 und 2009....weiter
Martin Birkner: Do
you remember Wissensfabrik?, 12 Thesen und ein unausgewiesenes Zitat zur Universität in der gesellschaftlichen Arbeitsteilung des postfordistischen Kapitalismus und deren Überwindung Im Folgenden soll thesenartig der Stellenwert der gesellschaftlichen Arbeitsteilung für die Aufrechterhaltung aber auch für die Überwindung kapitalistischer Verhältnisse nachgezeichnet werden. Im Zentrum dabei steht dabei einerseits „analytisch“ die gegenwärtige postfordistische Transformation des Kapitalismus und andererseits „politisch“ die Perspektive gesellschaftlicher Befreiung eingedenk dessen, dass es kein Außerhalb kapitalistischer Verhältnisse mehr gibt, zumal in den metropolitanen Regionen der Welt. Ein derartiger Blickwinkel hilft hoffentlich ein Stück weit dabei, die Unmöglichkeit fortschrittlicher bildungspolitischer Bewegungen und Forderungen ohne Berücksichtigung des gesellschaftlichen Kontextes sichtbar zu machen sowie die Suche nach kollektiven Formen eines emanzipativ orientierten Widerstandes gegen die Zumutungen der „Wissensgesellschaft“ voranzutreiben....weiter Die Uni brennt? In den vergangenen Jahren wurden an den verschiedenen Universitäten zahlreiche Reformen umgesetzt, die auf eine grundlegende Umgestaltung der Universität zielen. Diese waren zwar von Protesten begleitet, die aber keine länger anhaltende Dynamik entfalteten. Im Herbst 2009 wurde von Studierenden und Lehrenden ausgehend von der Akademie der Bildenden Künste und der Universität Wien eine Protestbewegung angestoßen, die für viele sehr überraschend kam (Geil!). Hier ein Gespräch von und mit in den Protesten involvierten Studierenden....weiter
Kommuniqué aus
einer ausbleibenden Zukunft. Der hier vorliegende Text wurde im Zuge der Besetzung eines Teils der Universität von Santa Cruz vor einigen Wochen von dem Kollektiv research&destroy verfasst und Anfang Oktober 2009 online publiziert. Eine darauf einsetzende Diskussion des Kommuniqués kann auf der Website von AK Press nachgelesen werden. Nach einer kurzen Pause, setzten übrigens auch die Kämpfe an kalifornischen Universitäten Mitte November wieder ein und scheinen sich weiter auszudehnen. Die deutschsprachige Übersetzung ist ein kollektives Ergebnis, von Leuten aus dem Umfeld der Zeitschrift grundrisse und der edition PROLLpositions, in der der Text Ende November als erster Band in einer Reihe zum Thema Universitäten und Wissensproduktion erschien...weiter Das unsichtbare Komitee: Der kommende Aufstand Das Buch L´insurrection qui vient [Der kommende Aufstand] wurde im Anschluss an die Krawalle in den Vorstädten vieler französischer Städte 2005 geschrieben im und im März 2007 vom Comité invisible [Das unsichtbare Komitee] veröffentlicht. Größere Aufmerksamkeit erlangte es durch die Festnahme der „Tarnac9“, einer Gruppe von Menschen, die aus der Stadt aufs Land gezogen waren, und zwar nach Tarnac, einer kleinen Stadt in der Region des Zentralmassivs in Frankreich. Im November 2008 wurden sie beschuldigt, einen TGV-Zug mit sogenannten Hakenkrallen lahm gelegt zu haben (eine Technik, die in Deutschland als Widerstandsaktion gegen AKWs sehr beliebt war), außerdem wurde Julien Coupat, Mitherausgeber der Zeitschrift, beschuldigt L´insurrection qui vient geschrieben zu haben, was dieser abstritt, obwohl er zugab, ein Bewunderer des Textes zu sein....weiter Judith Revel: Vom Leben in prekären Milieus (oder: Wie mit dem nackten Leben abschließen?) Von Ende Oktober bis Anfang November 2005 waren viele von uns zögerlich angesichts der Frage, wie die Ereignisse in den Banlieues politisch zu lesen waren. Nicht dass die Revolte an sich eine Überraschung gewesen wäre – was das betrifft, stellte sich vielmehr die Frage, wie es kam, dass sie sich nicht schon viel eher entfesselt hatte. Auch war die dramatische Zuspitzung von Provokationen, die der Auslöser für die Geschehnisse war, keineswegs neuartig: In der Banlieue ist all das traurigerweise die Regel, leider; und man musste nicht bis 2005 warten, bis die Willkür, die uniformierte Gewalt und die täglichen Erniedrigungen mit Steinewerfereien, mitunter gewalttätigen Zusammenstößen und brennenden Autos beantwortet wurden. Nein, die eigentliche Überraschung bestand vielmehr darin, dass eine kollektive und tatkräftige Subjektivität in Erscheinung trat, die von erstaunlicher Dauer (drei Wochen) und Ausdehnung (in den „Quartiers“, der Pariser Banlieue, aber auch der Provinz) war und wenn nicht eine Organisierung, so doch zumindest eine strategische Entfaltung von offenkundiger Effizienz erkennen ließ....weiter
Peter Haumer: „Wir
haben uns selber angeführt!“ Anfang Mai 2009 war in bürgerlichen Medien die Geschichte vom abgeschnittenen kleinen Finger der linken Hand des Zoran Bulatovic lesen. In der deutschen Taz wurde der Artikel mit „Wenn Arbeiter zu Kannibalen werden“ betitelt, in österreichischen Tageszeitungen wurde vom „Kannibalen aus dem Sandschak“ berichtet. Durch diese Schlagzeilen wurde der arbeitslose Textilarbeiter als „Fingerfresser“ denunziert und die Selbstverstümmelung und damit der Kampf selbst in die Nähe eines psychopathischen Akts gerückt. Kaum war der 1. Mai vorbei und der aus diesen Schlagzeilen resultierende Profit realisiert, war die geheuchelte Sensibilität für die soziale Frage nicht mehr notwendig und es wurde kein Wort mehr über die Lage der TextilarbeiterInnen von Novi Pazar und über ihren Kampf verloren....weiter Bahman Shafigh: Die Staatskrise in Iran – Entwurf für eine marxistische Analyse Vier Monate nach den Präsidentschaftswahlen ist die Krise im politischen System Irans nicht nur nicht überwunden, sondern auch stärker denn je vorhanden. Auf den Straßen Teherans herrscht zwar Ruhe. Umso mehr hat sich die Krise tief in das System hineingebohrt. Das herrschende Establishment, samt seiner gesellschaftlichen Klientel, ist tief gespalten. Der während des Wahlkampfes entstandene Riss zwischen den Kontrahenten hat sich nicht nur vergrößert, sondern auch weitere Bruchlinien entstehen lassen, die während des polarisierten Wahlkampfes noch nicht sichtbar waren....weiter
Francois Naetar:
Freiheit für die Abahlali 13 – Raus mit dem ANC aus der Kennedy Road! Am 26. September dieses Jahres, eine halbe Stunde vor Mitternacht, überfiel eine Gruppe von 30 bis 40 Männern bewaffnet mit Dolchen, Schlagstöcken und Gewehren die Gemeinschaftshalle der in Südafrika und weiten Teilen der Welt bekannten Barackensiedlung in der Kennedy Road. Diese Siedlung ist Ausgangspunkt der basisdemokratischen Bewegung Abahlali baseMjondolo (AbM), in der sich über 30.000 shackdweller (BewohnerInnen von informellen Barackensiedlungen) seit 2005 organisieren....weiter S’bu Zikode: Die „dritte Kraft“ Die Bewegung der BarackenbewohnerInnen [shack dwellers movement], die Tausenden von Menschen in Durban Hoffnung gab, wird immer beschuldigt, Teil der „dritten Kraft“ zu sein. Dies wird in Zeitungen und in allen möglichen Sitzungen wieder und wieder wiederholt. Sie verschwenden sogar Geld, um Nachforschungen über die „dritte Kraft“ anzustellen. Die Frage der „dritten Kraft“ muss also thematisiert werden, um eine Verwirrung unter den Menschen zu vermeiden....weiter S’bu Zikode: Land und Unterkunft – lebende Politik und lebender Kommunismus Text einer Rede von S’bu Zikode im Diakonia Council of Churches am Forum für ökonomische Gerechtigkeit im Jahr 2008. Der Text wurde für die vorliegende Ausgabe gekürzt. Ich wurde gefragt, zu den brennenden Themen von Land und Unterkunft etwas zu sagen. Ich wurde nur eingeladen wegen der Stärke der Bewegung, von der ich ein Teil bin, und darum möchte ich der Diakonie im Namen von Abahlali baseMjondolo für diese Plattform danken....weiter |
|