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Inhalt der Nr. 46 der grundrisse     

Liebe Leserinnen und Leser,

Wir haben für diese Ausgabe der grundrisse das Motto Scheiterhaufen, Schulden, Konterrevolution gewählt, da viele der Artikel diesen Begriffen zugeordnet werden können. So das Interview mit Silvia Federici zu ihrem soeben ins Deutsche übersetzen Buch Caliban und die Hexe. Nadja Rakowitz sowie Ioannis Kompsopoulos und Ioannis Chasoglou informieren in ihren Beträgen über Aspekte der Umwälzungen in Griechenland und ihre dramatischen Folgen für die Lebenslage der überwiegenden Mehrzahl der Menschen in diesem Land. Gabriele Michalitsch analysiert die ideologischen Aspekte zur Durchsetzung neoliberaler Formierungen.

Etwas außerhalb des Schwerpunkts sind die Artikel von Stefan Hölscher und Karsten Schubert angesiedelt. Hölscher zieht einige Schlüsse aus der neuen Ästhetik des ZDF Fernsehstudios, Schubert beschäftigt sich mit einigen Problematiken, die nach der Ansicht des Autors das Werk von Foucault durchziehen. Ein Diskussionsbeitrag von Roman Danyluk knüpft an die letzte Ausgabe an, in der unter anderem das Thema der Räte thematisiert wurde.

Zum Abschluss noch ein Ersuchen. Bitte unterschreibt auf dem unten angeführten Link für das bedingungslose, garantierte Grundeinkommen! Es handelt sich dabei NICHT um eine der vielen Sammlungen im Internet, sondern um ein hoch offizielles Instrumentarium der EU. Wenn diese Initiative EU-weit über 1.000.000 Unterschriften erreicht, muss sich die EU Kommission damit beschäftigen. Ihr benötigt zum Unterschrieben entweder eure Reisepass- oder eure Personalausweisnummer. Alle EU BürgerInnen können unterschreiben. https://ec.europa.eu/citizens-initiative/REQ-ECI-2012-000028/public/

Eure grundrisse Redaktion

Roman Danyluk: Rising up angry - Ein Einwurf zur Rätediskussion

"Unser Leben ist der Mord durch Arbeit,
wir hängen 60 Jahre lang am Strick und zappeln,
aber wir werden uns losschneiden."

Georg Büchner, in: Dantons Tod, 1835)

Die in der letzten Ausgabe der Grundrisse (Nr.45/Frühjahr 2013) veröffentlichten Artikel von Stefan Junker und Ewgeniy Kasakow zur Geschichte und Funktion von Räten als politische Alternative zum bürgerlichen Parlamentarismus, sind ermutigende Beispiele für eine dringend erforderliche Diskussion innerhalb der emanzipatorischen Linken um die Form einer künftigen Gesellschaft jenseits kapitalistischer Logik und bürgerlicher Verfasstheit.

Seit dem ersten proletarischen Experiment einer befreiten Gesellschaft während der Pariser Kommune 1871 und zahlreichen weiteren proletarischen und bäuerlichen Revolutionen in über 140 Jahren, liegen genug Erfahrungen über die "endlich entdeckte politische Form der Befreiung der Arbeit" (Karl Marx) vor. Insofern gebühren den Beiträgen von Junker und Kasakow Beachtung und noch mehr eine eingehende Beschäftigung seitens der Linken, die größtenteils nach wie vor traditionellen und in meinen Augen überholten Vorstellungen über die Emanzipation des Menschen nachhängen. Deswegen möchte ich folgende (solidarische) Kritik an den beiden Beiträgen vortragen...weiter

Caliban und die Hexe
Interview und Übersetzung mit der Autorin Silvia Federici

Das Gespräch führte Ralf Ruckus

Ich bin Lehrerin und Schriftstellerin. So stelle ich mich normalerweise vor. Aber vor allem habe ich mich seit den 1970ern als Feministin und Aktivistin engagiert. Ich habe über die Theorie und Geschichte von Frauen geschrieben. Ich war auch an vielen anderen politischen Bewegungen beteiligt, zum Beispiel die Anti-Globalisierungsbewegung, die Bewegungen um Bildung, vor allem um mpfe von Student_innen und Lehrer_innen und die Bewegung gegen die Todesstrafe. Jetzt interessiere ich mich sehr für die Occupy-Bewegung und die Bewegung um die Commons.

Du warst an der Frauenbewegung und an der Arbeiter_innenbewegung in Italien beteiligt. Wie sah deine Beteiligung aus?

Ich war über das Netzwerk "Lohn für Hausarbeit" an der Frauenbewegung in Italien beteiligt. Die internationale Kampagne "Lohn für Hausarbeit" begann 1972. Im Sommer 1972 trafen sich einige Frauen aus verschiedenen Ländern in Padua. Das war der Beginn der Kampagne "Lohn für Hausarbeit". Ich hing also über dieses Netzwerk mit den Frauen in Italien zusammen, aber die Beziehungen bestanden auch lange nach dem Ende des Netzwerks weiter. Ich habe immer noch viele Kontakte....weiter

Nadja Rakowitz: Austeritätspraxen
Über gesundheitliche Nebenwirkungen der Troika-Politik in Griechenland

Vom 25.-28. Februar dieses Jahres ist eine Delegation des Vereins demokratischer Ärztinnen und Ärzte und von medico international nach Athen und Thessaloniki gefahren, um sich ein Bild von den Auswirkungen der Austeritätspolitik auf das Gesundheitswesen zu machen und um mit Leuten aus solidarischen Initiativen zu sprechen und die Möglichkeiten von konkreter praktischer Solidarität auszuloten. Ein weiteres Anliegen war es, mit Gesundheitspolitikern der Linken zu sprechen über die Pläne der EU, mit Hilfe des deutschen Gesundheitsministeriums genau jene Elemente des deutschen Gesundheitswesens in Griechenland zu implementieren, gegen die kritische (nicht nur) linke Kräfte zu kämpfen beginnen: die DRG-Finanzierung der Krankenhäuser. Nadja Rakowitz nahm als Geschäftsführerin des vdää an der Reise teil und schildert ihre Eindrücke.

Die Lichter gehen aus

Der erste Eindruck, den man von Athen, aber auch Thessaloniki hat, wenn man abends in die Stadt kommt, ist dunkel: Die Lichter sind ausgegangen. Man fährt an großen vier- bis fünf-stöckigen Wohnkomplexen vorbei und in kaum einem Fenster sieht man Licht. Das fällt richtig auf und als wir unsere griechischen Freunde fragten, erklärten sie, dass viele Leute inzwischen ohne Strom leben oder zumindest Strom sparen müssen. Das Nächste, was auffällt, sind die vielen geschlossenen kleinen Geschäfte und Werkstätten, von denen ein großer Teil der Griechen gelebt hat. Was machen all diese Leute, wenn sie arbeitslos werden oder ihr Geschäft schließen müssen? Was machen sie, wenn sie krank werden? ...weiter

Stefan Hölscher: Das ZDF-Fernsehstudio im neuen Design oder:
Wie die Mitte besser sieht

Seit 2009 hat das Zweite Deutsche Fernsehen (ZDF), mit dem man angeblich schon vor dem Skandal um die direkte Einflussnahme auf dessen interne Entscheidungen durch den ehemaligen Ministerpräsidenten Hessens, den CDU-Politiker Roland Koch, glaubt man einem berühmten Werbeslogan, angeblich besser sehen konnte, ein neues Fernsehstudio, welches der interessierten Öffentlichkeit gegenüber einfach Grüne Hölle genannt wird. Dem ist nicht so, weil sich manche der Graswurzelrevolutionen der 1970er Jahre heute in ihr Gegenteil verkehrt hätten und die öffentlich-rechtlichen Anstalten ebenso wie manche Stadtteile vieler Metropolen der Bundesrepublik immer weiter in gentrifizierte Ghettos der Oberschicht verwandeln würden und man dort Bio kauft, weil Bio auf der Verpackung steht, sondern weil die Macher der Abendnachrichten auf die Idee gekommen sind, eine früher unter dem Namen Bluebox bekannte Filmtechnik weiter zu verfeinern, um mit den digitalen Programmiercodes des Internetzeitalters Schritt halten zu können....weiter

Ioannis Kompsopoulos und Ioannis Chasoglou: Griechenland und die EU:
Autoritäre positive Integration und der griechische Nationalstaat

Die Tatsache, dass konservative Journalisten das aktuelle Krisenmanagement der EU zum Anlass nehmen, ihre über Jahrzehnte vertretenen Auffassungen zu hinterfragen und die Demokratie in Europa bedroht zu sehen, verweist auf das offenbar außerordentlich problematische Verhältnis zwischen Europäischer Integration und Demokratie. Griechenland ist im fünften Jahr seiner schweren wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Krise ein besonders hervorstechendes Beispiel dieser Entwicklungen. Noch vor wenigen Jahren hätten es die meisten Kenner des Landes wohl eher für unwahrscheinlich gehalten, dass ausgerechnet dort innerhalb kurzer Zeit das Parlament weitgehend seine Entscheidungsbefugnis verlieren würde, während faschistische Banden auf den Straßen weitgehend ungehindert ihr Unwesen treiben können. Nicht nur weiß jeder, wenn er auch sonst nichts weiß, dass die „Demokratie“ in Griechenland vor langer Zeit einmal ihren Anfang nahm. Griechenland ist auch in den letzten Jahrhunderten ein Land gewesen, in dem der Widerstand gegen die Herrschenden – seien es nun die Osmanen, die Deutschen oder die herrschenden Eliten des eigenen Landes – eine große Tradition hat....weiter

Karsten Schubert: Foucaults Verflüssigung
Postfundamentalistische Kritik und normative Institutionentheorie

Wir wissen nicht, wie eine emanzipative und kritische Institutionentheorie aussehen kann, weil wir in einem theoretischen Dilemma stecken: Traditionelle politische Theorie, von Liberalismus bis Marxismus, ist machtblind und damit unrealistisch – dies hat Foucaults Kritik gezeigt. Unrealistische Theorie kann nicht die Basis für die Konzeption guter Institutionen sein. Foucaults eigener Ansatz ist zwar realistisch, weil er unsere Normierung durch Macht thematisiert, aber antiinstitutionalistisch. Deshalb eignet auch er sich nicht ohne Weiteres für den Aufbau einer normativen Institutionentheorie. Ein dritter Weg ist nötig.

Ich denke, dass jeder ernstzunehmende Versuch, heutzutage normativ über Institutionen zu sprechen, die Einsichten foucaultscher Ansätze, vor allem zu Macht, Freiheit und Subjektivierung, berücksichtigen muss. Der erste Schritt zum Aufbau einer solchen „machtsensiblen“ und normativen Institutionentheorie ist eine genaue Analyse des foucaultschen Antiinstitutionalismus, die ich im ersten Abschnitt unternehme. Dabei führe ich den Antiinstitutionalismus auf ein „Verflüssigungsprimat“ zurück. Auf dieser Grundlage ist eine interne Kritik des foucaultschen Antiinstitutionalismus möglich, die ich im zweiten Abschnitt skizziere. Daraus ergeben sich die Grundzüge einer von Foucault inspirierten Institutionentheorie: die doppelte Aufhebung des Verflüssigungsprimats....weiter

Gabriele Michalitsch: Regierung der Freiheit
Die Formierung neoliberaler Subjekte

Neoliberale Transformation zielt/e nicht nur auf grundlegende Restrukturierung von Ökonomie, Staat und Gesellschaft, sondern auch auf profunden Wandel von Denkweisen und Redefinition des Subjekts, an dem sich zu einem „permanenten ökonomischen Tribunal“ (Foucault) verdichtende neoliberale Postulate von Selbstverantwortung, Konkurrenzdenken, Marktverwertbarkeit, Leistungsdruck, Erfolgszwang und Versagensangst kristallisieren. Solche in schier endloser Wiederholung propagierten neoliberalen Parolen lassen sich – wie zahlreiche andere wesentliche Elemente neoliberaler Ideologie (Michalitsch 2004, 2006) – auf wirtschaftstheoretische Entwürfe zurückführen. Diese Verknüpfungen von (wirtschafts-)wissenschaftlicher Wissensproduktion und Subjektformierung stehen im Zentrum des vorliegenden Beitrags. Hintergrund ihrer Thematisierung bildet die Frage nach – insbesondere im deutschsprachigen Raum weitestgehend ausbleibendem – Widerstand gegen die Exklusion, Marginalisierung, soziale Polarisierung verschärfenden politischen Reaktionen auf die Finanz- und Wirtschaftskrise 2008: Was macht postdemokratische Austeritätspolitik akzeptabel? Und welche Rolle spielt Wirtschaftswissen dabei?...weiter

phpMyVisites : Ein Open Source-Website-Statistikprogramm in PHP/MySQL veröffentlicht unter der GNU/GPL. Statistics

 
ISSN 1814-3164 
Key title: Grundrisse (Wien, Online)

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