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Liebe Leserinnen und Leser! „Rethinking personalisierte Kapitalismuskritik?“ haben wir in provokativer Absicht als Thema dieser Nummer ausgeschrieben. Tatsächlich ist es gleichermaßen weniger und mehr geworden: Wir hätten uns mehr Material über den Kapitalismus als soziales Herrschaftsverhältnis gewünscht, als eines zwischen Menschen bzw. gesellschaftlichen Klassen, und auch mehr zu der Rolle individueller und kollektiver Verantwortung von Personen, Gruppen, Netzwerken und Vereinigungen im Rahmen der Aufrechterhaltung herrschaftlicher Verhältnisse oder aber der Bekämpfung ebendieser. Andererseits lässt sich doch die Mehrheit der Beiträge dieser grundrisse zumindest im weitesten Sinne der Thematik unseres Call for papers zuordnen, bei gleichzeitiger Erweiterung, wie wir hoffen nicht aber Verwässerung des Feldes....weiter
Alain Badiou: „Der Parlamentarismus ist eine Fiktion“
Lassen Sie mich mit einem Thema beginnen, das zurzeit in Mode und das gleichzeitig ein ideologisches Thema ist: Die Volksaufstände, die in der arabischen Welt und darüber hinaus (Spanien, Wallstreet, …) stattfanden und weiterhin stattfinden. Der Punkt, den ich dazu anmerken will, ist, dass die ganze Welt diese Bewegungen begrüßt. Überall ist man beeindruckt von der Jugend der Aufständischen, das Emanzipationspotential, welches diese Bewegungen in sich tragen wird allseits betont – und das ist auch meine Position, wie Sie wissen. Und nun finden nach und nach Wahlen statt, die eine Art von entschiedenem Dementi dessen sind, was diese Bewegungen – oder zumindest die vorherrschende Interpretation dieser Bewegungen – anzuzeigen schien. Die Resultate dieser Wahlen erzählen wörtlich eine andere Geschichte:...weiter
Jannis Chasoglou:
Von Maastricht zu Europe 2020 –
Europäische Wirtschafts- und Währungsintegration als Strategie kapitalistischer Herrschaft Zwanzig Jahre ist es nun her, dass die Staaten der damaligen Europäischen Gemeinschaft sich in Maastricht auf dasjenige Vertragswerk einigten, das sowohl die Weichen für die Gründung der Europäischen Union als auch für die Einführung des Euro als gemeinsamer Währung stellte. Die Stadt in den Niederlanden ist seitdem als der Ort des vielleicht wichtigsten Meilensteins der Europäischen Integration zum Synonym für ihre zunehmend monetaristisch-liberale, den Interessen breiter Bevölkerungsanteile immer stärker widersprechende Ausrichtung geworden. Die Mehrheit der kritischen Integrationsforscher sieht dies als Folge der Dominanz neoliberaler wirtschaftspolitischer Konzepte und der Interessen kapitalistischer Unternehmen innerhalb der EU. ...weiter Martin Birkner:
Ideologie als Subjekt ohne Prozess Dem Herausgeber Frieder Otto Wolf ist es zu verdanken, dass die Werke eines der einflussreichsten Marxisten des späten 20. Jahrhunderts, Louis Althusser, in deutscher Sprache (wieder) aufgelegt werden. Und nachdem 2011 eine neue Edition des wohl bekanntesten und einflussreichsten Textes von Althusser, „Ideologie und ideologische Staatsapparate“, oft – und auch hier – präsentiert wurde, ist seit kurzem auch der „zweite Halbband“ des Textes mit dem Titel „Über die Reproduktion“ erstmals auf Deutsch erhältlich. Damit liegt über 40 Jahre nach der Abfassung nun endlich jener – deutlich umfangreichere – „Urtext“ den deutschsprachigen LeserInnen vor, aus dem Althusser schließlich – mit geringfügigen Änderungen – die Teile für den berühmten „ISA-Aufsatz“ entnommen hat. ...weiter Stefan Junker: Karl Marx über die verbrecherische Regierung vom 4. September 1870 In Nizza verläuft eine Avenue Thiers parallel zum 1865 erbauten Bahnhof – eine Augenweide. Die Straße ist benannt nach einem französischen Historiker und Staatsmann des 19. Jahrhunderts, für den Marx nur abfällige Begriffe übrig hatte: „Schwätzer“, „Staatsparasit“, „gräßlicher Zwerg“, „historischer Schuhputzer Napoleons“. Aber nicht nur ihn trafen diese Schmähungen. Was bewegte Marx im Jahre 1871 während und nach der sogenannten Kommune, die politischen Vertreter der bürgerlichen Klasse nicht nur zu entlarven, sondern sie öffentlich zu beschimpfen? Lassen sich aus seinen Überlegungen womöglich Rückschlüsse auf unsere Gegenwart ziehen? Diesen beiden Fragen soll auf den folgenden Seiten nachgegangen werden. „Bürger Marx sagte, daß wir das Verhalten der Versailler Regierung verurteilen können, aber es wäre nicht angezeigt zu protestieren: das käme einem Betteln gleich an eine Regierung, von der wir sagen, die aus Räubern (robbers) besteht.“ (Doc., 202)...weiter
Anmerkungen zu den 16 grundrisse-Thesen zur Weltrevolution Kürzlich haben die Wiener „Grundrisse, Zeitschrift für linke Theorie und Debatte“ (/grundrisse.net/) in ihrer Nummer 40 festgestellt, „dass Revolutionen … (wieder) auf der Tagesordnung stehen“. Vor etwa einem Jahr hatten sie begonnen, „Thesen zur Weltrevolution“ zu besprechen, aber „wohin sich die Grundrisse in den nächsten 10 Jahren bewegen werden, kann … nicht vorausgesagt werden“ (Editorial zu „Grundrisse“ Nr. 40, S. 3). Jedenfalls haben sie jetzt „16 Thesen zur Weltrevolution“ veröffentlicht....weiter Pop Pop: Antwort auf den Leserbrief von Eo Danke für deinen langen Leserbrief zu meinen Thesen. Es handelt sich dabei nicht um die Meinung der „Grundrisse“, sondern um meine eigene. Wir sind kein Linienblatt, sondern ein pluralistisches Projekt. Thesen sind immer zugespitzt und man könnte zu jeder These ein Buch schreiben. Ich selbst habe in meiner Jugend diverse Parteiaufbauprojekte mitgemacht, habe alle 15 Bände Stalins und Mao auf Chinesisch gelesen und kenne natürlich auch den „Anti-Dühring“. Also unterstelle mir bitte kein Unwissen. ...weiter Der
schwierige Weg der Transformation Andreas Exner und Stefan Meretz bloggen regelmäßig zu Fragen der gesellschaftlichen Transformation (auf social-innovation.org und keimform.de) und unterstützen die Initiative demonetize.it. Doch über das „Wie“ der Transformation und Demonetarisierung gibt es unterschiedliche Auffassungen. Das ist das Thema des folgenden Gesprächs....weiter |
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