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Liebe Leserinnen und Leser! „Rethinking personalisierte Kapitalismuskritik?“ haben wir in provokativer Absicht als Thema dieser Nummer ausgeschrieben. Tatsächlich ist es gleichermaßen weniger und mehr geworden: Wir hätten uns mehr Material über den Kapitalismus als soziales Herrschaftsverhältnis gewünscht, als eines zwischen Menschen bzw. gesellschaftlichen Klassen, und auch mehr zu der Rolle individueller und kollektiver Verantwortung von Personen, Gruppen, Netzwerken und Vereinigungen im Rahmen der Aufrechterhaltung herrschaftlicher Verhältnisse oder aber der Bekämpfung ebendieser. Andererseits lässt sich doch die Mehrheit der Beiträge dieser grundrisse zumindest im weitesten Sinne der Thematik unseres Call for papers zuordnen, bei gleichzeitiger Erweiterung, wie wir hoffen nicht aber Verwässerung des Feldes. Jannis Chasoglous Text über die Europäische Wirtschafts- und Währungsunsion als Strategie kapitalistischer Herrschaft zeichnet ein deutliches Bild der Strategien des Kapitals im Rahmen des globalisierten Kapitalismus. Die Transkription einer Vorlesung von Alain Badiou über das Verhältnis von Wahlen, Demokratie und Repräsentation anhand der Entwicklung des „Arabischen Frühlings“ zeigt in aller Schärfe die konterrevolutionäre Rolle von Wahlen im Prozess revolutionärer Umwälzungen, Stefan Junkers Artikel über Marx und die Pariser Commune wiederum zeigt auf, dass es auch einen Marx jenseits der Analyse des „ideellen Durchschnitts“ der kapitalistischen Produktionsweise gibt, mithin den politischen Agitator Marx, der auch – und nicht ohne Grund – vor deftigen Polemiken gegenüber dem Klassenfeind nicht zurückschreckt. Martin Birkner nimmt die deutschsprachige Erstveröffentlichung des umfangreichen Manuskripts „Über die Reproduktion“ von Louis Althusser zum Anlass, auf die Leistungen, vor allem aber die Schwächen und Unzulänglichkeiten der Althusserschen Ideologietheorie hinzuweisen. Das ausführliche Gespräch zwischen Andreas Exner und Stefan Meretz über die Schwierigkeiten der Transformation zu einer post-kapitalistischen Gesellschaft wiederum thematisiert die zentralen Fragen nicht- bzw. antikapitalistischen Handelns. Last not least folgt der Kritik an den in der Nummer 40 abgedruckten „Thesen zur Weltrevolution“ von Paul Pop eine Replik des Autors. Nebst den Buchbesprechungen am Ende des Hefts ersuchen wir um besondere Beachtung des Blockupy-Spendenaufrufs auf S. 63 sowie jenes der Kampagne gegen die Unterdrückung linker GewerkschafterInnen in Kasachstan im Anschluss an dieses Editorial. Einen schönen Sommer wünscht die grundrisse-Redaktion |
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