|
Editorial Liebe Leserinnen und Leser! Uje, zwei Tippfehler auf der 16er-Umschlagseite, der Korrekturleseburnout forderte Opfer. Aber was sind schon zwei alte Fehler gegen einen Umschlag, der sich gewaschen hat. Grundrisse proudly presents: Die neue Kollektion. Nach zwei Jahren im strengen Streifenlook ist uns der Kragen geplatzt – und prompt auf dem Cover gelandet. Wir hoffen, das gefällt und verweisen sogleich auf den Call for Textiles unten im Kasten. Mit Gewinnspiel! Und es geht weiter mit den Selbstbezichtigungen: Bei den MitarbeiterInnen der letzten Nummer sind uns gleich zwei durch die Lappen gegangen: Slave Cubela und Nemo Klee fielen den Aussetzern unserer Gehirnaktivitäten zum Opfer. Tut leid! Nun aber zu dem, was euch auf den kommenden 60 Seiten erwartet: ...weiter
Philippe
Kellermann: Vom Geist und geistlosen Zuständen Der von Paul Pop in der Nummer 14 der grundrisse unternommene Versuch „die historisch entstandenen Fronten zwischen Anarchismus und Kommunismus aufzubrechen“ (45) ist zu begrüßen und weiterzuführen. Während sich Pop in seinem Artikel vor allem mit den Gedanken von Marx, Lenin, Bakunin und Kropotkin auseinandergesetzt hat, möchte ich im Folgenden auf einige Aspekte der theoretischen Arbeit des Anarchisten Gustav Landauers hinweisen, der, wie ich finde, interessante Akzente innerhalb des linken Denkens zu Beginn des 20. Jahrhunderts gesetzt hat. Dabei geht es mir um den Versuch einer (schematischen) Rekonstruktion des Landauerschen Denkens und darum, die Ignoranz gegenüber den theoretischen Ausführungen des jeweils Anderen aufzubrechen, die, wie mir scheint, ein gewichtiger Grund für die sich immer weiter fortsetzende Spaltung in MarxistInnen auf der einen und AnarchistInnen auf der anderen Seite ist....weiter Karl Reitter:
Das Kapital wieder lesen. Dieser Artikel ist Resultat meiner Vorlesung zum Kapital. Die dafür notwendige erneute Lektüre des Marxschen Hauptwerkes führte zur Klärung und schärferen Fassung wesentlicher Marxscher Positionen, die ich hier darstellen möchte. Zugleich reagiert dieser Artikel indirekt sowohl auf die Debatte um die Wertkritik[1], zu der in der Nr. 16 der „grundrisse“ zwei Texte erschienen sind als auch auf die Auseinandersetzung um das Buch von Michael Heinrich, „Kritik der politischen Ökonomie“ die in der Nr. 11 dieser Zeitschrift bereits geführt wurde. Inzwischen sind auch in der Zeitschrift „Wildcat“ (Nr. 75) zwei interessante und kritische Artikel zu Heinrichs Thesen publiziert, auf die ebenfalls hinzuweisen ist. Dieser Artikel ist aber weniger explizite Kritik als vielmehr positive Darstellung des Marxschen Denkens....weiter Andrea Benino und Max Henninger: Multitudo formidolosa. Zu den Aufständen in den banlieues Am 27. Oktober 2005 sterben zwei junge Einwohner der Pariser Vorstadt (banlieue) Clichy-sous-bois in einem Trafohäuschen an schweren Verbrennungen; ein dritter überlebt mit lebensgefährlichen Verletzungen. Die französische Regierung behauptet, die drei seien vor einer Gruppe Polizisten geflüchtet, aber nicht verfolgt worden – wobei sich der zweite Teil dieser Aussage schnell als zweifelhaft erweist. In derselben Nacht kommt es zu Straßenschlachten zwischen anderen Einwohnern des Vororts und der Polizei: Molotow Cocktails werden geworfen und mehr als zwanzig Polizisten verletzt. Drei Tage später wird in den Zeitungen von Revolte gesprochen: die Polizei hat an der für Muslime heiligsten Nacht des Fastenmonats Ramadan Tränengasgranaten in eine Moschee in Bousquets geworfen. Hunderte Autos und zahlreiche Gebäude – von Schulen und Einkaufszentren bis zu Polizeizentralen – werden in Clichy-sous-bois und neun weiteren Pariser Vorstädten in Brand gesteckt..weiter Martin Birkner: Auf Uhren schießenGedanken zu einem Symposium über John Holloways Buch „Die Welt verändern ohne die Macht zu übernehmen” Neben Hardt und Negris Buch Empire (Hardt/Negri 2003) ist Die Welt verändern ohne die Macht zu übernehmen (Holloway 2002) wohl das meistdiskutierte Buch in Sachen revolutionärer Theoriebildung der letzten Jahre. Ein Symposium der britischen Zeitschrift Historical Materialism widmete sich im vergangenen Jahr der Thematik. Da ein wesentlicher Aspekt des Klassenkampfes in der Theorie, dem sich die grundrisse-Redaktion verschrieben hat, in der Vorstellung und Reflexion linker Debatten außerhalb des deutschen Sprachraums besteht, sollen im vorliegenden Essay die Debattenbeiträge präsentiert und kommentiert werden. ...weiter Gerald Raunig: Einige Fragmente über Maschinen „In der Geschichte der Philosophie hält man das Problem der Maschine allgemein für einen zweitrangigen Bestandteil einer allgemeineren Frage, jener der techne, der Techniken. Ich möchte hier eine Umkehrung der Sichtweisen vorschlagen, in der das Problem der Technik zur Teilmenge einer viel umfassenderen maschinischen Problematik wird. Diese ‚Maschine’ ist auf das Außen und auf ihre maschinische Umwelt geöffnet und unterhält alle Arten von Beziehungen zu sozialen Komponenten und individuellen Subjektivitäten. Es geht also darum, das Konzept der technologischen Maschine zu dem der maschinischen Gefüge zu erweitern. ... weiter DO YOU REMEMBER REVOLUTION? Die Geschichte der revolutionären Bewegung der siebziger Jahre, d.h. zunächst der außerparlamentarischen Opposition und dann der „Autonomia“, war keine Geschichte von AußenseiterInnen oder ExzentrikerInnen, keine Chronik sektiererischer Spinnereien, sie fand nicht in den Katakomben Roms statt und war nicht bloß die Wut des Ghettos. Wir glauben im Gegenteil, dass diese Geschichte, von der ein Teil zum Material für einen Strafprozess geworden ist, mit der Geschichte dieses Landes, ihren entscheidenden Übergängen und Zäsuren untrennbar verknüpft ist....weiter |
|