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Liebe Leserinnen und Leser!

Die Bedeutung der gesellschaftlichen Entwicklung in China steht wohl außer Zweifel. Im Heft findet sich daher nicht nur eine Rezension des im Herbst erschienenen Buches Dagongmei, Arbeiterinnen aus Chinas Weltmarktfabriken erzählen, sondern auch ein Interview mit Pun Ngai, einer der beiden Herausgeberinnen, über die Situation der WanderarbeiterInnen, im Speziellen der weiblichen, in China, das angesichts der in den hiesigen Medien wenig Beachtung findenden Auswirkungen der Krise auf China noch an Aktualität gewinnt.
Stichwort Krise: Engelbert Stockhammer zeichnet in seinem Artikel die Entwicklung der Finanzkrise nach. Die Aussagen und politischen Konsequenzen seiner Analyse können auf unserer Veranstaltung - siehe Ankündigung auf dieser Seite - besprochen und diskutiert werden. Sie blieben innerhalb der Redaktion nicht unwidersprochen. Max Henninger geht der von Antonio Negri aufgeworfenen Frage nach, ob angesichts der gesellschaftlich-ökonomischen Entwicklung das Marxsche Wertgesetz, dass die Arbeitszeit das Wertmaß bestimmt, zu verabschieden wäre. Der Autor begründet dessen weitere Gültigkeit. Rainer Midlaszewski und Ulrike Schulz reflektieren in ihrem Artikel „Zwischen Freiheit und Zwang“ ihre sozialen Erfahrungen als neue Selbständige mittels einer Collage aus verschiedenen theoretischen Texten zu diesem Thema.

Ayse Deniz Temiz wirft einen Blick auf die Auswirkungen EU-Grenzmanagements in den nordafrikanischen Staaten, mit dem Fokus der Suche nach Möglichkeiten für Widerstand und Aktivismus auch in der Türkei selbst, die als Mitglied der Mittelmeerunion ebenfalls in die Auslagerung der EU-Grenzen eingebunden ist.

Aktuelle Realität: Mitte November wurden zunächst 47, dann 250 Pakistanis aus der Türkei nach Pakistan abgeschoben. Auch Wien steht im Brennpunkt der EU-Abschiebepraxis: nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit wurde in der Nacht von 14. auf 15. November die bisher größte Charterabschiebung der EU vom Flughafen Wien-Schwechat aus durchgeführt. Unter Beteiligung von Frontex (Europäische Agentur für die operative Zusammenarbeit an den Außengrenzen) und der österreichischen Polizei wurden 71 AsylwerberInnen aus Frankreich, Spanien, Polen, Slowenien, Deutschland, Schweiz, Luxemburg, Niederlande, Italien, Großbritannien und Österreich direkt nach Lagos (Nigeria) bzw. weiter nach Banjul (Gambia) abgeschoben. (siehe: http://www.afrikanet.info/menu/news/datum/2008/11/21/oesterreich-groesste-massenabschiebung-der-eu-findet-heimlich-in-wien-statt/)

Entschuldigen möchten wir uns bei Vassilis Tsianos. In seinem Artikel „Die Karte Europas und die Ströme der Migration“ in der letzten Ausgabe der grundrisse blieb ein Fragezeichen mitten im Text stehen, das bloß eine offene Frage des Korrektors signalisieren sollte. Leider konnte es auch als nie intentierter Kommentar der grundrisse Redaktion zu den Aussagen des Autors aufgefasst werden.
Zum Abschluss wollen wir euch noch auf eine konkrete Aktion hinweisen: In Österreich versucht sich Protest gegen die ständige Erhöhung der Lebenshaltungskosten zu formieren. Einen Anfang hierzu will die Plattform „EURE Krise zahlen wir nicht!“ mit Aktionen für die sofortige und vollständige Rücknahme der Gaspreiserhöhungen setzen. Auftakt ist eine Kundgebung am 18.12.2008 um 16 Uhr vor der Zentrale der Wien Energie in der Mariannengasse, am 17.1.2009 soll eine Demonstration (voraussichtlicher Treffpunkt: Yppenplatz, 13 Uhr) folgen. Wir würden uns freuen, wenn dies auch andere zu kollektiven Unmutsäußerungen und Aktionen anregt!

Eine anregende Lektüre wünscht eure grundrisse-Redaktion

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ISSN 1814-3164 
Key title: Grundrisse (Wien, Online)

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