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Andreas Kranebitter: Vom Kriegskommunismus zum Kommunismus im Krieg: Thesen über die Khmer Rouge

Wie „real“ ist der „reale Sozialismus“? Kritik der großen Worte

Wie verbindet man geschichtswissenschaftliche Forschung zum so genannten real existierenden Sozialismus mit linken Debatten über dessen Charakter – und wozu? Fakt ist, dass beide nicht unbedingt zueinander passen und nicht oft und gern miteinander verknüpft werden. Scheint die geschichtswissenschaftliche Forschung in vielerlei Hinsicht beinahe „theorieresistent“ zu sein (schließlich verhindert die allzu dezidierte Parteinahme, die mit der Theoretisierung tendenziell einher geht, womöglich noch die wissenschaftliche Karriere im akademischen Institutionengeflecht), so muss man linken Charakterisierungsversuchen „sozialistischer“ Staaten schon fast so etwas wie eine „Empirieresistenz“ vorwerfen. Am Anfang steht hier meist das Wort – Staatskapitalismus, Arbeiterstaat, oder auch nur Sozialismus und Kommunismus[1]. Am Ende dann die große Erklärung/Aufklärung, abgeleitet aus dem verstaubten ideologischen Ballast der diversen Strömungsarsenale, die den großen Vorzug hat, diversen Gruppen „kristallklare“ Programme zu liefern und im politischen Alltag die Mitgliedergewinnung zu erleichtern – und die scheinbar ideologischste aller Fragen erfährt die pragmatischste aller „Lösungen“. So unterschiedlich die Folgerungen hier auch waren und sind, so einheitlich ist zumeist die Herangehensweise: theoretische Probleme werden nur gestellt, um sie mit einfachen Formeln zu lösen. Kaum eine Frage bleibt unbeantwortet oder offen.

Gemeinsam ist derartigen Analysen oft, dass das zum Ursprungübel erklärte Label – der (Staats-)Kapitalismus, der Staat, die Partei, das Kalkül oder was auch immer – selten genauer unter die Lupe genommen wird, selten empirisch betrachtet wird. Er wird im Gegenteil zum fetischisierten Etwas, in Kategorien gefasst, die einfach nicht leben. Anders gesagt: Zuweilen wird in der Real-Soz-Debatte der heutigen Linken oft alles Böse, jede Ausbeutung und Unterdrückung, all das, was wir nicht „sozialistisch“ taufen wollen und nicht (wahr) haben wollen, „Kapitalismus“ benamst. Oder 70 Jahre unschöne Politik in „real existierenden Sozialismen“ ursächlich auf ein „leninistisches Parteimodell“ als Wurzel allen Übels zurückgeführt. Aber was ist das – Partei, Staat, Revolution, Kapitalismus? Gerade „die Partei“ wird gern zum Ding außerhalb seiner eigenen Geschichte. Doch wenn beispielsweise die Khmer Rouge 1970 noch 4.000 Parteimitglieder zählen, um 1975 bereits aus 40.000 Menschen zu bestehen[2], wer sind dann „die Khmer Rouge“? Sind es wirklich nur Pol Pot und Konsorten, die Geschichte schreiben? Wenn die Bolschewiki in der Sowjetunion 1917 ca. 25.000 Parteimitglieder zählten, 1925 auf 700.000 anwachsen, um kurz darauf auf 350.000 Menschen gesäubert zu werden und schließlich mit dem so genannten „Lenin-Aufgebot“ wieder auf knappe 600.000 anzuwachsen[3] – was ist dann „die Partei“? Lenin, Trotzki und Stalin? Wenn im Gosplan, dem Staatskomitee für Planung in der Sowjetunion, 1924 von 527 Beschäftigten gar nur 49 Parteimitglieder sind, von denen 23 FahrerInnen, Wachleute und Schreibkräfte waren[4] – wie mächtig und allmächtig ist dann „die Partei“? Kann dieses organisatorische Etwas tatsächlich ein- und derselbe Akteur gewesen sein? Kann man hier ernsthaft von einem „leninistischen Parteimodell“ sprechen, gleich einem sich in aller Geschichte ewig durchsetzendem Prinzip, kann man hier der Meinung sein, dieses Parteimodell sei real – 1905, 1917, 1927, 1936 oder wann auch immer – immer und ewig ein- und dasselbe gewesen?

Partei, Staat, Kapitalismus usw. sind – und diese Feststellung ist ebenso wichtig wie banal – keine metaphysischen Wesenheiten, sondern konkrete Verhältnisse, die konkret analysiert werden wollen. Zahlen wie die obigen können diese Realitäten nicht einmal annähernd beschreiben; doch ohne derartige Zahlen bleibt jede Analyse utopische Sozialphilosophie[5]. Gerade für Kambodscha, den Ort dieses Artikels[6], sind Begriffe wie Arbeiterstaat und Staatskapitalismus schlicht absurd, greifen Analysen „ökonomischer Kalküle“ zu kurz. Die konkrete Analyse einer historischen Situation – soviel Lenin darf wohl noch sein – könnte demgegenüber die festgefahrene Debatte beleben. Eine fruchtbare Analyse fordert die radikale Dekonstruktion der „großen Worte“; und sie erfordert ein radikales nein zu jedem historischen Determinismus. Vor allem muss dabei die Akteurin – die Partei, in diesem Fall die Khmer Rouge – genauer unter die Lupe genommen werden, der im medialen, aber auch linken Diskurs, ebenso wie von Teilen der wissenschaftlichen Mainstream-Geschichtsschreibung aufs Podest gehoben wird, ohne an der Beleuchtung zu arbeiten. Im Folgenden also die Auseinandersetzung mit einem der wohl absurdesten Formen „real-sozialistischer Staatlichkeit“ – der kurzen Herrschaft der Khmer Rouge in Kambodscha.

Ein Krieg im Reisfeld

Marxistische Grundschulungen in „Dialektischem Materialismus“ lieben Metaphern, illustrieren gerne manch philosophische These als „dialektisches Gesetz“ mit Beispielen aus der Natur. Wasser etwa finge bei 100 und nicht bei 99 Grad Celsius zu kochen an („Umschlag von Quantität in Qualität“), Gegensätze zögen sich wie in der Liebe irgendwie immer an, und die berühmte „Negation der Negation“ hieße nichts anderes, als dass der Satz „Ich liebe dich nicht nicht“ nicht unbedingt bedeuten muss: „Ich liebe dich“. Die Khmer Rouge, die Ehebruch und Ehestreit nicht selten als Kapitalverbrechen ahndeten[7], hielten allerdings wenig von Wasser und Liebe. Quantität und Qualität schlugen hier anders um sich: „4. Feinde attackieren uns von hinten…“, heißt es in einem Manuskript mit dem Titel „Aufbau und Stärkung der Partei durch einige marxistische Meinungen“ zur Illustration des Gesetzes zum Umschlag von Quantität in Qualität. „Sie versuchen, einen nach dem anderen ihrer (…) Spione in unsere Partei zu bringen, nicht 1.000 auf einmal. Sie machen dies nach und nach. Wenn wir beschließen, dass dies in Ordnung ist, werden mehr und mehr kommen, und sie werden von vier auf fünf und von fünf auf zehn anwachsen (…). Sind sie einmal eine große Gruppe, dann werden sie zu einem großen Problem für uns. Wenn wir dagegen jeden einzelnen Feind zerstören und alles vom Trieb weg schneiden, dann haben wir keine Sorgen[8]. Um also zu verhindern, dass eine größere Quantität an Feinden in der Partei die Qualität der Partei verändert, muss folgerichtig schon der erste Feind am Schopf gepackt werden. Doch auf militärische Metaphern wie diese griff man nicht nur im theoretischen Bereich zurück – auch in der „Internationale“, vermutlich von Pol Pot persönlich auf Khmer übersetzt, sang man den in anderen Sprachen unbekannten Vers: „Von heute an – Leben oder Tod – gleichgültig[9]. Und die „12 Disziplinregeln der revolutionären Kämpfer“ forderten den SoldatInnen in jeder Hinsicht eine „revolutionäre Haltung“ ab: „Nichts trinken und essen, was nicht revolutionär ist[10].

Militärische Floskeln und martialisches Säbelrasseln sind in sozialistischen Texten nichts Ungewöhnliches (und schon gar nichts spezifisch „Kambodschanisches“). Für die „letzte Schlacht“ und den „blutigen, heiligen Kampf“ braucht man nicht nach Südostasien zu fahren. Im Falle Kambodschas dürfte auch klar sein, dass die Sprache auf jenen so genannten Vietnamkrieg verweist, dessen Ausmaß der Zerstörung Kambodschas bei weitem die Vorstellungen noch der kritischsten KritikerInnen übertroffen hat[11]. Doch wäre der Krieg die alleinige Erklärung, so müsste sich – sieht man von so etwas wie Gewöhnungseffekten ab – mit dem Ende des Krieges, dem Einmarsch der Khmer Rouge in der Hauptstadt Phnom Penh am 17. April 1975, der Ton der Sprache verschieben. Und gerade das war nicht der Fall; verbale Kriegserklärungen an versteckte Feinde finden sich weiterhin überall – in Exportquoten oder Vierjahresplänen ebenso wie in Radioansagen oder Notizbüchern. Die Schlacht, die vormals mit Waffen ausgefochten wurde, musste nun lediglich mit anderen Mitteln geführt werden – ökonomischer und militärischer Kampf seien, so liest man des Öfteren, dasselbe. Der erste und auch letzte „Vierjahresplan“ der Khmer Rouge, der 1976 erstellt wurde und 1977 in Kraft treten sollte, wobei bereits Ende 1976 auf die Veröffentlichung des Textes verzichtet wurde, im O-Ton: „Lenin hat eine Revolution mit leeren Händen vollzogen. Wir haben dasselbe gemacht: Wir haben eine Revolution mit Schwierigkeiten und leeren Händen gemacht. Aber wir hatten eine klare Linie und einen festen Standpunkt. Wir haben eine Revolution gemacht, und wir haben unsere Feinde besiegt. Das Land in ökonomischer Hinsicht aufbauen, ist dieselbe Sache[12]. Metaphorisch gipfelte die Gleichsetzung von Krieg und wirtschaftlichem Wiederaufbau schließlich in der Parole: „Eine Hand packt die Hacke, die andere ein Gewehr[13].

Doch Kriege brauchen, auch das wusste man in den Headquarters der Khmer Rouge, nicht nur Hände und Gewehre, sondern auch – wie könnte es anders sein – einen Feind (oder besser noch: mehrere Feinde). Die Frage des Reispflanzens wurde so zu Lenins alter Frage: „Wer wen?“. „Im Reispflanzen gibt es zwei Schlachten. Erstens, die Schlacht mit der Natur. Zweitens, die Schlacht mit zerstörerischen Feinden. Die feind­liche Zerstörung beginnt mit dem Brechen der Stängel beim Pflanzen der Setzlinge; sie pflanzen überhaupt nicht vom Stängel und der Wurzel an – sie demolieren die Stängel, um sie zu zerstören, sie zerstören während der Ernte, sie zerstören während des Transports, und sie zerstören während des Dreschens. Pflanzen anbauen ist ein technischer Kampf, ein Klassenkampf, ein Kampf zwischen Revolution und Konterrevolution[14]. Die logisch folgende Suche nach den Volksschädlingen, die in gemeiner Sabotage die Setzlinge am Stängel abbrechen, der Drang, sie zu „entlarven“ und zu „liquidieren“, wurde jungen Khmer-Rouge-Kadern in ihren Fortbildungs- und „Kritik und Selbstkritik-Seminaren“ regelrecht eingetrichtert – wie die Erinnerungen ehemaliger Kader belegt: „Peng [Kommandant der Wärter in Tuol Sleng[15] – AK] ermahnte unsere Genossen, in der Arbeit sorgfältig zu sein, vor allem wenn wir Wachdienst hatten, denn der CIA könnte kommen und unsere Kehlen durchschneiden, wenn wir einschlafen würden. Peng sagte uns immer, dass Feinde überall waren, aber ich sah niemals einen[16]. Dass die Feinde überall seien, sogar in uns selbst, wurde sogar in Lernheften festgehalten: „Die Feinde sind in unseren Körperschaften [bodies – Körpern? AK], unter den Militärs, den Arbeitern, in den Kooperativen und sogar in unseren Reihen[17]. Doch woher kommen sie, diese Feinde? Warum sind sie immer noch hier, warum allgegenwärtig – nach einem gewonnenen Krieg gegen die größte Militärmacht der Welt? Warum die Sprache des Krieges nach dem Krieg?

Die Terminologie scheint hier symbolisch den sozialen Inhalt der Politik zu beschreiben; das „Fortbestehen“ martialischer Bilder ist keine Sache der Sprache und keine Frage von Mentalitäten allein, sondern die sicht- und hörbare Spitze fundamentaler organisatorischer und struktureller Kontinuität nach Kriegsende 1975. Man muss sich von der Vorstellung lösen, dass der 17. April 1975, der Tag des Einmarsches der Khmer Rouge in Phnom Penh, das Datum der Revolution gewesen wäre, das Datum einer punktuellen „Machtergreifung“. Die militärische Schlacht war gewonnen und vorbei, und der 17. April bedeutete tatsächlich einen markanten Wendepunkt für die Bevölkerung von Kambodschas Städten – und damit für beinahe die Hälfte der Bevölkerung des Landes. Doch er bedeutete keinen markanten Wendepunkt für die Organisierung der Ver­waltung der bereits „befreiten“ Gebiete oder die Organi­sierung der Partei. Der Parallelstaat der Khmer Rouge war in weiten Teilen des Landes längst etabliert. Was den BewohnerInnen der Städte (und in weiterer Folge der west-östlichen Berichterstattung) als totale, radikale Revolution erschien, war vom Standpunkt der Khmer-Rouge-Verwaltung die Integration dieser Schichten in ihre bestehende Verwaltungsstruktur, die Eingliederung der Menschen in den gegenstaatlichen Staats­apparat, wobei eben der Berg zum Propheten kam. Und Gegenstaatlichkeit meint: nicht die radikale, totale Abschaffung von Staatlichkeit schlechthin, sondern die Verschiebung der Staatlichkeit, die Erhaltung und Ausdehnung des Status quo aus dem Blickwinkel der Khmer Rouge. Wer also das soziale Gefüge der kambodschanischen Gesellschaft zu „Amtszeiten“ der Khmer Rouge erklären will, muss sich mit der Herausbildung ihrer Kriegsökonomie und Gegen-Staatlichkeit zu Anfang des Jahrzehnts auseinandersetzen.

Revolution mit Biss – der 2-Phasen-Plan ins Glück

Diverse Maßnahmen wirtschaftlicher Reorganisierung eröffneten den Khmer Rouge im Krieg die Möglichkeit, ohne breitere Verbindung zur Außenwelt und allen Bombardierungen zum Trotz eine auf Dorfebene funktionierende Kriegs­ökonomie auf die Beine zu stellen – eine Ökonomie, die selbst US-Geheimberichten aus jener Zeit einen gewissen Respekt abverlangte[18]. Die Produktion und der Verkauf des Ernteertrages wurden durch ihre umfassende Kollektivierung geregelt (wenn auch in unterschiedlichen Größen: Kooperativen „auf niedriger Stufe“ umfassten 1973 noch einige hundert Familien, Kooperativen „auf hoher Stufe“ ab 1977 schon bis zu 1.000 Familien[19]). Zwar wurde der Verkauf überschüssiger Produktion durch einzelne BäuerInnen am Dorfmarkt erlaubt, der Verkauf und Tausch des Mehrprodukts an andere Dörfer oder an vietnamesische AbnehmerInnen aber ausschließlich über die verantwortlichen KaderInnen in den Koopera­tivenwarenhäusern organisiert. Diese zwischendörfliche Tauschwirtschaft machte den Transfer von Geld teilweise überflüssig – wohl der Hauptgrund, warum das Geld, obwohl bereits gedruckt, nach dem 17. April 1975 „abgeschafft“ wurde. Um den individuellen Verkauf zu unterbinden, führte man ein Verbot der Reisefreiheit zwischen den Dörfern ein und griff sogar auf Maßnahmen wie die Umsiedlung ganzer Be­völkerungs­gruppen zurück. Trotz des Zwangscharakters dieser Regulationsweise hatte die Khmer-Rouge-Politik offenbar ökonomisch Erfolg und dürfte zuweilen sogar auf Zustimmung in der Bevölkerung gestoßen sein[20]

Nach dem militärischen Sieg wurde diese Politik eines kambodschanischen Kriegs­kommunismus nicht aufgegeben, sondern umgekehrt verallgemeinert und – als „Riesengroßer Sprung nach Vorn[21] verpackt – auf das gesamte Staatsgebiet ausgedehnt: im ganzen Land wurden Kooperativen eingerichtet, das Geld abgeschafft, das Reisen strikt reguliert – und vor allem: Millionen Menschen als „Neubefreite“ aus den Städten in ländliche Gebiete „evakuiert“. Das übergeordnete Ziel dieser Maßnahmen, soviel kann unter Rückgriff auf verfügbare Dokumente behauptet werden, war allerdings kein ominöser „Steinzeitkommunismus“, sondern im Gegenteil sogar die Modernisierung des Landes durch den Export landwirtschaftlichen Überschusses. Es ging um ein 2-phasiges Akkumulationsmodell[22]zuerst sollten durch den massenhaften Einsatz menschlicher Arbeitskraft (gerüstet mit politischem Bewusstsein und ein bisschen „Einsicht in die Notwendigkeit“) überschüssiger Reis produziert werden, dann sollte nach dessen Verkauf der Erlös für Maschinerie und Industrie ausgegeben werden können: „Wir stehen auf der Landwirtschaft, um andere Bereiche auszuweiten; Industrien, Fabriken, Metalle, Öle, etc. Der wesentliche Schlüssel ist die Landwirtschaft. Eigenständigkeit heißt Kapital aus Landwirtschaft. Von 1977 an wird der Staat nichts mehr haben, um es den Zonen zu geben, weil es dann keine Ressourcen mehr gibt. Also müssen wir sie durch Handel anschaffen, indem wir Reis von den Zonen nehmen, um Zukäufe zu machen[23] – und mit Zukäufen waren immer öfter Waffen gemeint, nicht Maschinerie[24].

Die Khmer-Rouge-Führung erkannte allerdings durchaus, dass in punkto ökonomischer Grundlage für derartige Pläne einige „Schwierigkeiten“ zu überwinden waren – war sie doch gerade erst aus einem desaströsen Krieg siegreich hervorgegangen. Dennoch zweifelte sie offenbar keine Minute daran, dass dieses Akkumulationsregime erfolgreich ins Glück führen würde. Pol Pot im O-Ton, anlässlich der „Erklärung“ des 4-Jahres-Plans vor ausgewählten GenossInnen: „(…) wir bemerken die folgenden Schwierigkeiten: 1. Wir sind eben erst aus dem Krieg hervorgegangen. 2. Uns fehlt es an Technologie, obwohl dieses Problem schnell gelöst werden kann. 3. Es fehlt uns an fixem Kapital [capital equipment] und wir müssen sie von außerhalb ankaufen. Wir lösen dieses Problem im Weitergehen. Diese Schwierigkeiten sind geringfügig. Wir können sie alle innerhalb einer kurzen Zeitperiode lösen[25]. Warum auch nicht – wer ohne Technologie und Kapital aus den Trümmern des Vietnamkriegs emporsteigt, löst seine Probleme eben „im Weitergehen“ – mit Hacke und Gewehr. Schließlich schrieb der Vierjahresplan ja auch „nur“ eine Verdreifachung der landwirtschaftlichen Produktion vor (während die Ausgaben für Kleidung beispielsweise sogar planmäßig zu verringern waren)… Ohne den Vergleich hier überstrapazieren zu wollen, erinnert die Strategie „zuerst sofortige Kollektivierung, dann Industrie“, doch ein wenig an Stalins erste Kollektivierungswelle von 1929, die Trotzki damals mit den Worten kommentiert hat: „Wie man aus einer Flotte von Fischerbooten keinen Dampfer machen kann, so kann man aus den Pflügen und Gaulen der Bauern, selbst wenn alle zusammengefaßt würden, keine großen landwirtschaftlichen Kollektive schaffen. Die Kollektivierung der Landwirtschaft kann nur durch deren Mechanisierung erreicht werden. Daraus folgt, daß das allgemeine Niveau der Industrialisierung eines Landes das mögliche Tempo der Kollektivierung seiner Landwirtschaft bestimmt. In Wirklichkeit hat man aber diese beiden Prozesse als getrennt und unabhängig voneinander betrachtet[26].

Die verfügbaren Daten lassen im Unterschied zu den hochfliegenden Erwartungen der Khmer Rouge nur einen Schluss zu: Das am Reißbrett erdachte Akkumulationsregime führte real zu einer einzigen ökonomischen und sozialen Katastrophe. Die im ganzen Land ausgegebene Losung „Drei Tonnen pro Hektar!“ blieb unerfüllt, weil unter gegebenen Umständen unerfüllbar: Die vom Krieg nicht zerstörte Anbaufläche lieferte den Ertrag an den meisten Orten nicht, weil die Bewässerung nicht funktionierte. Die neu errichteten Dämme brachen, Bewässerungs­kanäle lieferten kein Wasser, Reis­felder wurden überflutet oder vertrockneten durch falsche Bewässerung – denn neben Technologie- und Maschinenmangel setzte man IngenieurInnen und BrückenbauerInnen als Reisbauern bzw. -bäuerinnen ein … und nicht als IngenieurInnen und im Brückenbau. Statt drei Tonnen Reis pro Hektar lag der Ertrag mancherorts nicht selten sogar bei Null[27]. Gleichzeitig leiteten regionale Stellen der Partei und des Staates falsche Zahlen an die höheren Stellen weiter – zuungunsten der Bevölkerung schickte man so viel Reis von den Kooperativen an den Staat wie möglich[28]. Doch der größte Faktor der Krise, der schließlich schon 1976 eine umfassenden Hungersnot zur Folge hatte, lag in der politischen Entscheidung, trotz Knappheit Reis zu exportieren – 1977 exportierte man immerhin 150.000 Tonnen Reis[29]. In den Kooperativen etablierte sich in Folge der Knappheit eine (aus anderen „sozialistischen“ Ländern bekannte) informelle Ökonomie einer primitiven Tauschwirtschaft. Der Unterschied: der Schwarzmarkt deckte hier nicht so genannte Luxusbedürfnisse ab, sondern wurde bald prinzipielle Anlaufstelle für die elementarste Grundversorgung. Den so genannten „Neubefreiten“ (den deportierten „Evakuierten“ der Städte) blieb vielerorts überhaupt nur dieser Schwarz­handel, um an ausreichend Grundnahrungsmittel heranzukommen – ein Handel, den lokale Khmer-Rouge-Funktionäre zumindest tolerierten, nicht selten aber sogar selbst ankurbelten[30]. Nach dem Tausch ihres Hab und Guts – wobei die ehemals Wohlhabenderen mehr einzutauschen hatten und dadurch länger überlebten – blieb Vielen ganz einfach nichts mehr.

Der Misserfolg ihrer Wirtschaftspolitik blieb offenbar auch der Khmer-Rouge-Führung nicht verborgen, wie Interviews mit ehemals führenden Figuren seit 1979 bestätigen. Bestritten wurde das Ausmaß des Hungersterbens; bestritten wurde die Intention, StädterInnen verhungern zu lassen; abgestritten wurde, „damals davon gewusst zu haben“, geleugnet wurde jede Verantwortung für die Katastrophe – doch die Katastrophe selbst wurde beinahe immer in erstaunlicher Offenheit eingestanden. Zugegeben wurde sogar, dass das Khmer-Rouge-Akkumulationsregime letztlich versagt hatte. Ieng Sary, prominenter Außenminister der Khmer-Rouge-Regierung, in einem Interview auf die Frage, warum man in den letzten Monaten des Regimes doch noch versucht habe, Handelsbeziehungen mit anderen Ländern aufzunehmen: „Wir sahen zum Zweiten [neben der Bedrohung durch Vietnam – AK], dass wir nicht auf uns selbst beruhen konnten. Das war meine Meinung seit dieser Zeit, zum Beispiel in der Frage des Geldes (…). Die Ökonomie… wir konnten nicht weiter machen, uns selbst zu versorgen[31].

Angesichts der historischen Entwicklung ist allerdings die Frage zu stellen, ob der wirtschaftspolitische Plan einer nationalen, autarken Selbstversorgung von Anfang an feststand. Die Frage ist, ob es überhaupt gesellschaftlichen oder innerparteilichen Widerstand gegen diesen Plan gab, ob es überhaupt Diskussionen dazu gab. Und warum wurde trotz offensichtlicher „Misserfolge“ an der Linie festgehalten? Wer hatte letztlich überhaupt Interesse an einem derartigen Akkumulationsregime? Wer waren sie also, diese Khmer Rouge?

Demokratie auf Khmer Rouge. Oder: „Es ist verboten, über den Sinn der Revolution zu diskutieren“[32]

Die Kommunistische Partei Kampucheas (CPK) wurde ihrem Anspruch[33], ein monolithischer Block mit einer einzigen vertikalen Befehlskette von oben nach unten zu sein, niemals gerecht. Seit ihrem Bestehen war sie von inner­parteilichen Spaltungen und Spannungen durchzogen. Über viele der getroffenen politischen Maßnahmen bestand allem Anschein nach keineswegs Einigkeit innerhalb der CPK – nicht nur die Frage des Ausmaßes an Zusammenarbeit mit Vietnam blieb umstritten; selbst gegen die erst im Februar 1975 vorgebrachte Direktive, die Städte zu evakuieren, regte sich auf höchster Ebene Widerstand[34]. (Auf unteren Ebenen in Partei und Armee schien man teilweise bis zum 17. April selbst nichts von der geplanten Maßnahme gewusst zu haben[35].) Die Partei vereinte Menschen, die in den 50er-Jahren als so genannte „Khmer Issarak“ mit der vietnamesischen Viet Minh gekämpft hatten, Menschen, die in Frankreich studiert hatten und dort der KPF beigetreten waren (wie Pol Pot selbst), Mitglieder der Gruppe „Pracheachon“ (jener Teil der Partei, der ab Mitte der 50er-Jahre in Phnom Penh öffentlich auftrat und bei Wahlen antrat), „Mao-phile“ Mitglieder der kambodschanisch-chinesischen Freundschaftsorganisation, KommunistInnen, die eher dem Prinzen Sihanouk zusagten oder KommunistInnen, die eine eher pro-sowjetische Haltung hatten (denn die Frage „China oder Sowjetunion?“ war wie in der thailändischen und sogar vietnamesischen Partei auch in der kambodschanischen lange Zeit nicht entschieden). Das Vorhandensein von Fraktionen und Oppositionen, auch wenn diese natürlich niemals statutarisch-formal als solche auftraten[36], blieb weder westlichen Historikern noch der Parteiführung um Pol Pot selbst verborgen. Fanden erstere allerdings 3 bis 6 dieser Fraktionen[37], so zählte man in Pol Pots Sicherheitszentren mehr als 20 „konterrevolutionäre Basen“ im Inneren der Partei – von vietnam­freundlichen GenossInnen, die letztlich zu „100 Prozent VietnamesInnen [wurden] und (…) als Khmer nichts mehr übrig“ hatten, über „konterrevolutionäre Intellektuelle“ aus der Jugendorganisation der Partei, bis zu angeblichen KGB- und CIA-AgentInnen[38].

Die Partei war allerdings kein fröhlicher Haufen bunt zusammengewürfelter Linker. Fraktionen und Oppositionen durfte es hier genauso wenig geben wie in anderen „real-sozialistischen“ Staaten. Innerparteiliche Oppositionelle wurden in Kambodscha sogar in einer Schärfe und Gründlichkeit physisch verfolgt und vernichtet, die rückblickend noch die Sowjetunion zu Zeiten des Großen Terrors atmosphärisch als das sprichwörtliche Gala-Diner erscheinen lassen. Im 5-stufigen Netz der Sicherheitszentren des Geheimdienstes Santebal, in dem jede Spezies von „konterrevolutionären Schädlingen“ eingekerkert wurde, stellten Oppositionelle aus den Reihen der Partei oder der Armee die große Mehrheit. Vor allem die obersten Ebenen des Netzes, nicht zuletzt das Office S-21 in der berühmt gewordenen ehemaligen Volksschule Tuol Sleng, Folterzentrum für mehr als 14.000 Personen, wurden beinahe vollständig mit Oppositionellen gefüllt[39]. Die „Geständnisse“, die hier produziert wurden, erinnern an die fantastischen Geschichten aus den Kellern des sowjetischen Geheimdienstes. Berühmte Oppositionelle wie Hu Nim, in den 60er-Jahren geradezu Aushänge­schild der Linken in Kambodscha und nun Khmer-Rouge-Informationsminister, gestanden nicht nur Delikte wie sexuelle Untreue, sondern auch Putschpläne gegen das Pol-Pot-Zentrum – natürlich zur Restauration des Kapitalismus, oder um „Kampuchea als revisionistisches Land zu regieren, die Linie komplett der Sowjetunion anzupassen, und Hilfe von allen Ländern zu akzeptieren… speziell [von] den Vereinigten Staaten[40].

Der fantastische Charakter der Behauptungen bedeutet jedoch noch nicht, dass das Vorhandensein von Oppositionen an sich bloße Erfindung des Sicherheitsdienstes war. Legt man das Wissen, das heute bezüglich der sowjetischen Prozesse besteht, auf Kambodscha um, so könnte man von Geständnissen mit „Amalgam-Charakter“ sprechen – Aussagen, in denen tatsächliche oppositionelle Haltungen und Handlungen mit fantastischen Plänen dramaturgisch zu jenen Stories verknüpft wurden, wonach mit Hilfe von Mikado und Gestapo (oder eben CIA, KGB und Vietnamesen) versucht worden wäre, die Partei-Granden zu ermorden und den „Kapitalismus wiederherzustellen“. Viele Aussagen aus den Folterkellern legen die Vermutung nahe, dass man es weder mit einer einzigen irrealen Lüge, noch mit der „ganzen Wahrheit“ zu tun hat: „Ich kann nicht sehen, wie der Kommunismus in der Zukunft bestehen soll, wenn alle technischen Arbeiter entlassen werden, industrielle Produktion stillsteht und Fabriken ihre Tore schließen[41]; „Ich bin kein Mitglied des CIA. Ich habe gestanden, CIA zu sein, als ich mit meiner Schuld konfrontiert wurde. Ich bitte die Orga­nisation, mich zu töten, weil ich nicht der Revolution gefolgt bin (…). Aber ich muss erwähnen, dass ich in meinem Herzen die Organisation überhaupt nicht betrogen habe. Ich bekenne meine Schuld… weil ich sterbe. Lang lebe die glorreiche Revolution! Lang lebe die Revolutionäre Organisa­tion![42]; die Organisation ist Scheiße[43];Die Organisation befiehlt uns herum wie Kühe oder Büffel[44], etc.

Doch jenseits der Frage, wie groß das Körnchen Wahrheit in den Geständnissen tatsächlich ist, bleibt zu erklären, warum ausgerechnet die innerparteiliche Opposition mit einer derartigen Gründlichkeit vernichtet wurde. Das Regime schien die internen Feinde mehr noch als die externen Feinde gefürchtet zu haben – der Losung verschrieben, dass „die Feinde ohne Gewehr (…) versteckter, durchtriebener, unheimlicher und bösartiger [sind] als die Feinde mit Gewehr[45]. Warum – angesichts einer sozialen und ökonomischen Krise, die selbst der Parteiführung aufgefallen war – die bedingungslose Jagd nach den innerparteilichen Oppositionellen? Warum fraß die Revolution scheinbar schon wieder ihre Kinder?

Die Vermutung liegt nahe, dass die Opposition für die wirtschaftlichen Misserfolge der Regierung verantwortlich gemacht wurde. Die Ereignisse riechen tatsächlich nach der Umsetzung eines „stalinistischen Drehbuchs[46], dem die Khmer-Rouge-Führung in der Überwindung der „Schwierigkeiten“ in einem revolutionären Prozess gefolgt wäre: man verkaufe die eigenen Fehler als Sabotageakte durch Volksfeinde und Schädlinge aus den Reihen der Partei, die man als Sündenböcke an die Wand stelle – denn bei einer Parteilinie, die immer und an sich die einer „korrekten und klarsichtigen Führung[47] ist, kann ganz einfach nur die Anwendung und Ausführung fehlerhaft sein. Die Partei hat ja immer recht. Doch eine derartige Erklärung hat dennoch einen argumentativen Schönheitsfehler: Sie tendiert dazu, die Opposition als rein „ideologische“ Opposition zu begreifen, den Konflikt zwischen den Fraktionen als Konflikt zwischen divergierenden „Meinungen“ oder „Ideen“ über bestimmte Maßnahmen zu behandeln. Und der Verfolgung von Ideen haftet irgendwie immer etwas Absurdes, Irrationales an. Schnell wäre man in der Erklärung der Ereignisse wieder bei der diabolischen Irrationalität des CPK-Zentrums angelangt, bei einer vulgärpsychologischen Erklärung, wonach die Pol-Pot-Fraktion in paranoider Furcht vor dem ideologischen „Feind im eigenen Bett“ unterschiedlichste Menschen gnadenlos dahinschlachtet – bei einer Erklärung, die letztlich an die früher erwähnten Analysen des Sowjetblocks erinnert. Außerdem suggeriert sie die kausale Kette „falsche Politik – Katastrophe – Suche nach Sündenbock – Erfindung der Opposition – Vernichtung dieser Opposition“. Die Opposition tritt hier nur als zufällige Erscheinung ex post auf die Bühne, als „Opposition im Nachhinein“ (so sie nicht sogar gänzlich als Konstrukt des Geheimdienstes angesehen wird). So gesehen klingt diese Erklärung selbst verdächtig nach der logischen Kette, die man sich in den Sicherheitszentren des Geheimdienstes zusammengebastelt hat.

Interessanter wäre eine Erklärung, die die Vernichtung der Opposition nicht als irrational, sondern umgekehrt rational begreift (im Sinne von nüchtern-durchdacht, keineswegs positiv wertend als „vernünftig“). Denn quer zur obigen Unterscheidung diverser ideologischer oder historischer Fraktionen, quer zur tatsächlichen Ermordung von pro-vietnamesischen Parteimitgliedern oder auch sich als MaoistInnen verstehenden Oppositionellen, lässt sich der Kampf der Fraktionen als regionaler Konflikt darstellen. Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass der Parteiapparat der Khmer Rouge personell und strukturell bald den Staatsapparat stellte, ließe sich so die These vertreten, dass es weniger um „Gedankenkonflikte“ zwischen Vietnam-, Frankeich-, Thailand- oder China-geschulten Kadern ging, als vielmehr um Verteilungskonflikte zwischen den regionalen Fraktionen innerhalb des neuen Staatsapparates. 

Empirisch unterstützt vieles diese These. Die regionale und temporale Unterschiedlichkeit der Implementierung diverser politischer Maßnahmen, von der Evakuierung der Städte bis zur Schaffung der Kooperativen, ist vielfach belegt[48]. Gerade die Situation der Deportierten dürfte generell von Provinz zu Provinz, manchmal sogar von Dorf zu Dorf völlig verschieden gewesen sein. In vielen Erinnerungsberichten sind die regionalen Unterschiede der Khmer Rouge zentrales Thema: „Die Leute hier [in der Ostzone des Landes – AK] arbeiteten nur drei Tage die Woche (…). Sehr große Kanäle waren gegraben worden, die Reis­ernte war groß, und es gab einiges an Palmzucker und Schweinezucht (…). Die Leute mochten die Ostzonen-Kader, sie waren einig. Es gab keine Klassen wie in den Pol-Pot-Gebieten: jeder war ein Soldat für die Revolution. Wenn die Ostzonen­gruppe 1977 im ganzen Land die Macht errungen hätte, wären die Dinge nicht so ge­laufen, wie sie passierten[49]. Ein gänzlich anderes Bild zeigten demgegenüber die anderen Regionen des Landes: Die Zonen im Nordwesten, Westen, Norden und die Zentrumsregion wurden – abgesehen von einigen wenigen Gebieten – vor allem in Bezug auf die Versorgungssituation später durch­gehend als „schlechte“ Zonen bezeichnet[50].

Auf Verteilungsstreitigkeiten lassen mysteriöse Maßnahmen wie diejenige der so genannten „zweiten Evaku­ierung“ Ende 1975 schließen. Nach der ersten Evakuierung der BewohnerInnen Phnom Penhs arbeiteten viele Deportierte z.B. in den Reisfeldern der Südwestzone. Kurz vor der Ernte schickte man allerdings Tausende Menschen geschlossen in Zonen wie den Nordwesten – in Gebiete, die die Versorgung dieser Leute unter gegebenen Umständen unmöglich leisten konnten[51]. Aus der Ostzone wurden ebenfalls etwa 50.000 Menschen, teilweise Angehörige der islamischen Cham-Minderheit, in die Nordzone umgesiedelt. „Bruder Chhon“ schrieb diesbezüglich am 30. November 1975 an Pol Pot, dass der Norden die islamischen Menschen nicht aufnehmen wolle, sondern nur die „puren Khmer“: „Der Nordwesten und der Norden müssen sie annehmen, sodass wir sie vom Mekong-Fluss fernhalten können, was die Atmosphäre entspannen würde. Allerdings nehmen sie sie nicht an. Bruder, bitte triff eine Entscheidung bezüglich dieses Problems[52]. Die Beispiele stehen symptomatisch für die Tendenz bestimmter regionaler Verwaltungen, sich unabhängig von den Folgen der getroffenen Entscheidung – ob nun der Evakuierung der Städte auf nationaler Ebene oder der Rochade ganzer Bevölkerungs­gruppen auf lokaler Ebene – auf Kosten anderer Fraktionen oder Regionalverwaltungen zu behaupten[53]. Man nutzte die Arbeitskraft der Evakuierten, versuchte aber, deren Versorgung Anderen zu überlassen – eine Praxis, die manche Evakuierte später nicht anders denn als Ausbeutung erinnerten: „Ich begriff, dass sie schon vorher gewusst haben mussten, dass wir nicht sehr lange hier bleiben würden. Sie hatten uns für alles, was wir wert waren, benutzt, unsere Kräfte aufgezehrt und unser Hab und Gut in die Finger bekommen. Nun [nachdem man sie weiterschickte – AK] zerflossen sie in Selbstmitleid[54].

Die regionalen Spannungen innerhalb der Khmer-Rouge-Verwaltung traten schließlich auch offen zutage und wurden in Kritik-und-Selbstkritik-Seminaren als Problem „schlaffer organisatorischer Disziplin“ und „Sektor-Vetternwirtschaft“ gebrandmarkt – man handle „noch nicht in enger Solidarität als einheitlicher Korpus[55]. In mehreren Gebieten, in der Nordzone 1976 und 1977, in der unter Koy Thuon offenbar tatsächlich ein Putsch­versuch gegen die Pol-Pot-Fraktion vorbereitet wurde, im Westen unter Chou Chet im April 1977 und in der Ostzone unter So Phim 1977 bis 1978, kam es zu militärischen Erhebungen und zu Gefechten zwischen den regionalen Khmer-Rouge-Einheiten und der Khmer-Rouge-Zentral­regierung[56]. Die Erhebungen gingen Hand in Hand oder folgten auf breitere Demonstrationen in verschiedenen Dörfern und eine Reihe von Aufständen, die großteils blutig niedergeschlagen wurden[57]. Die „RädelsführerInnen“ dieser Aktionen, bald aber auch nur potentielle Oppositio­nelle, wurden nächtens unter irgendwelchen Vorwänden verhaftet oder von Tötungskommandos hingerichtet – bald nicht mehr nur „neubefreite“ Intellektuelle, sondern auch „Altbefreite“[58]. In Reaktion auf die Aufstände ersetzte die Zentral­regierung mit Unterstützung durch die Zonen­verwaltungen des Nordostens unter Ke Pauk und vor allem des Südwestens unter Ta Mok Schritt für Schritt die regionalen Verwaltungen. Truppen aus beiden Zonen überrannten regelrecht die West-, Nord-, Nordwest- und schließlich auch die mächtige Ostzone – bis zahllose Familienmitglieder von Mok und Pauk auf den Ver­waltungsposten der Zonen und Regionen zu finden waren[59]. Die auf­ständischen Kader und deren Familien, tatsächliche wie potentielle Oppositionelle innerhalb der Partei ebenso wie Zig-Tausende reale oder vermeintliche UnterstützerInnen der betreffenden Fraktionen, wurden deportiert, exekutiert oder in den erwähnten Sicherheitszentren inhaftiert. Viele starben in Kämpfen und während Deportationen, an Hunger ebenso wie durch sofortige Exeku­tionen. Die Anzahl der Todes­fälle übertraf jene der voran­gegangenen Jahre nun bei weitem[60] – allein im Rahmen des Ostzonenaufstands schätzt man die Zahl der Toten auf mehr als 100.000 Personen[61]. Doch während sich das Land schon allein durch diese Kämpfe real im Bürgerkriegszustand befand – sogar in Phnom Penh kam es 1978 nach der Verhaftung Vorn Veths, des Ökonomieministers, zu Gefechten zwischen Fabrik­arbeiterInnen und SoldatInnen[62] –, während Tuol Sleng immer voller und die Partei immer kleiner wurde, versuchte die verbleibende Fraktion um Pol Pot im letzten Akt des Dramas den drohenden politischen Zusammen­bruch erneut militärisch abzuwenden: in einem de facto aussichtslosen Krieg gegen Vietnam, den „Aggressor, Annexionist[en], Verschlucker von Territorien, der sich wie Hitler verhält (…) auf barbarische, grausame und faschistische Art[63]. Der „Kriegskommunismus“ mutierte zum Kommunismus im Krieg…

Der Staat der Revolution

Die einzelnen Fraktionen standen also offenbar nicht nur politisch oder ideologisch in Konflikt, sondern auch bezüglich ihrer regionalen Verwaltungen in einem Kon­kurrenz­­verhältnis. Dieses Konkurrenzverhältnis war Resultat des Krieges, der militaristisch-wirtschaftlichen Organisation eines kambodschanischen Kriegskommunismus und damit der Macht lokaler Parteiapparate, an deren Spitze stets eine Persönlichkeit stand, die politische und militärische Positionen in Personalunion vereinte und die man daher als Warlord charakterisieren könnte. Die Zentralisierung der Apparate – beispiels­weise die Schaffung der nationalen Armee, die erst im Juli 1975 stattfand[64] – griff in dieses Konkurrenz­verhältnis ein und verschob Kräfteverhältnisse: das „Parteizentrum“ um Pol Pot, die lokalen Militärverwaltungen des Südwestens und Nordostens und der Sicherheitsdienst entledigten sich sämtlicher anderer regionaler Khmer-Rouge-Fraktionen. Die politische wie auch gesell­schaftliche Opposition gegen die Khmer Rouge war dabei nicht nur real existent, sondern beeinflusste in großem Ausmaß die Handlungsweise und „Entscheidungs­findung“ der CPK-Führung. Meines Erachtens wäre sogar die These vertretbar, dass die Spannungen innerhalb der Partei maßgeblich die Wahl der politischen Maßnahmen beeinflussten. Selbst Maßnahmen wie die „Evakuierung“ Phnom Penhs erklären sich eher politisch, denn ökonomisch oder ideologisch. Pol Pot selbst versteifte sich (im Gegensatz zu seinen westlichen Sykophanten) nie auf die Argumentation, das Hungerproblem damit zu lösen beabsichtigt zu haben – die Evakuierung sei durchgezogen worden, „(…) weil  wir wußten, daß vor der Zertrümmerung aller Arten von feindlichen Spionage­organisationen unsere Macht nicht groß genug war, um das revolutionäre Regime zu verteidigen (…). Aber als wir sie überwältigten, war es schwierig für sie, eine Rückkehr zu arrangieren. Ihre Kräfte waren zerstreut in verschiedenen Kooperativen, die wir im Griff hatten. So hatten wir die Initiative in unseren Händen[65]. Und mit dieser Formulierung war nicht nur der CIA gemeint, sondern auch der Feind in den eigenen Reihen. Die aus Maßnahmen wie der Evakuierung der StadtbewohnerInnen resultierende ökonomische Katastrophe wirkte sich jedenfalls umgekehrt auf die Konflikte innerhalb der Partei aus, deren Verschärfung wiederum eine Zerschlagung nicht nur der politischen, sondern auch der gesellschaftlichen Opposition mit sich brachte. Die politische Dynamik des Regimes könnte insofern über die Wechselwirkung zwischen innerparteilichem Konflikt und sozialen Folgen politischer Maßnahmen erklärt werden.

Pol Pots „Wissen“ in obigem Zitat, dass „die Macht nicht groß genug war“, dass es also offenbar um die Hegemonie der Khmer Rouge schlecht stand, regt ebenfalls zum Nachdenken an. So manches Dokument unterstellt regelrecht, dass die CPK in Friedenszeiten schlicht „baden gegangen“ wäre: „Wenn die Revolution Kampucheas den Waffenstillstand [den Vietnam mit den USA in Paris 1973 unterzeichnete – AK] akzeptieren würde, würde sie zusammenbrechen[66]. Offenbar glaubte man 1973, den Krieg politisch zu brauchendoch wohin sollte ein gewonnener Krieg führen, wenn die CPK nur im Krieg nicht kollabierte? Wohin, wenn nicht in die militarisierte Revolution?

Tatsächlich wäre es analytisch verlockend zu behaupten, dass die Khmer-Rouge-Führung die permanente Mobilisierung des Kriegszustands politisch benötigte; sich politisch nur selbst „reproduzieren“ konnte durch die Ausrufung des permanenten Ausnahmezustands – sie ergänzte den Krieg gegen die USA durch den Krieg gegen die internen Feinde, um schließlich im Krieg gegen Vietnam zu (ver)enden. Zentrale Teile der Partei schienen großes Interesse an der Erhaltung der Verwaltungsstrukturen aus Kriegszeiten zu haben, weil sie u.a. zweifellos materiell profitierten. Die Suche nach den dunklen Kriegstreibern hinter den Kulissen kommt meines Erachtens nicht an einer sozioökonomischen Analyse der lokalen Militärverwaltungen, der Macht der regionalen Warlords, vorbei. Hier findet sich der Staatsapparat innerhalb der Revolution, der Staat der Revolution – eine militärbürokratische Schicht privilegierter Bonzen, die gleichzeitig Partei, Reis und Menschen verwaltete, die schon seit Jahren in Kommandocamps gelebt hatte, stets außerhalb der Dörfer angesiedelt[67]. Eine Schicht „revolutionärer Parteikader“, die sich in den Dörfern Obstbäume reservierte[68]; ArbeitsgruppenführerInnen, die weniger bis gar nicht arbeiten mussten[69], aber neben zusätzlichen Extrarationen auch z.B. das (anderen nicht gegönnte) Privileg hatten, Fahrrad zu fahren[70]. „Kader“, die – frei nach Pierre Bourdieu – den feinen Unterschieden frönten, US-Army-Wasserflaschen, Zahnbürsten, Ho-Chi-Minh-Sandalen, Uhren, westliche Medizin, Moskitonetze, Kugelschreiber, Nylonhängematten, Zahnbehandlungen mit Gold und schließlich eigene SekretärInnen und Gemüsebeete besitzen zu dürfen[71]. Eine Schicht, die sich bemühte, sogar ihre Sicherheitszentren vor den Blicken der Bevölkerung zu schützen – denn „[a]ll diese Kader“, so einer der ehemaligen Kader eines Sicherheitszentrums offen, „verteidigten ihre Zentrums­umfassung aus zwei Gründen: um Geheim­haltung zu wahren und um die Pflanzen, Früchte und den Reis zu bewachen, um [all das] für sie selbst zum Verzehr zu behalten[72].

„Die Partei“ wäre insofern weder analytisch-begrifflich noch historisch real von „dem Staat“ zu trennen – die Partei ist vielmehr Staat geworden. In Kambodscha wie in anderen Fällen „real-sozialistischer“ Revolutionen des 20. Jahrhunderts ging mit dem „stalinistische[n] Prozess der Destruktion der eigenen administrativen und politischen Basis der Partei[73] die Verschmelzung von Partei- und Staatsapparat einher. Die revolutionäre Erhebung, so könnten die einen sagen, wurde monopolisiert und kanalisiert durch die Partei und hatte im Parteiapparat bereits ihren Staatsapparat in Nuce. Der Prozess der Zerstörung der eigenen Par­tei durch die führende Pol-Pot-Fraktion, so könnten andere mit ebensolchem Recht behaupten, war Voraussetzung für die unwider­sprochene Herrschaft des militärbüro­kratischen Verwaltungsapparates. Die Kausalität kann je nach Belieben gedreht und gewendet werden – denn wer kann schon sagen, ob die Partei den Staat übernommen hat oder der Staat die Partei, ob die Partei zerstört wurde, um den Staat zu bilden, oder der Staat durch die Ausdehnung der Partei zerstört wurde? Eine Entscheidung darüber, wer sozusagen „schuld“ ist an der Verschmelzung, scheint wenig sinnvoll – letztlich waren Zerstörung und Ausdehnung der Partei gleichzeitig ablaufende Prozesse. Die Suche nach dem Ursprungsübel aber, wie jenem ominösen „leninistischen Parteimodell“, taugt hier offenbar wenig[74]. Wie auch immer man sich hier „entscheidet“, die Herausbildung einer neuen Staatlichkeit neben dem alten Staatsapparat, die Ersetzung dieses alten Apparats durch einen neuen, scheint der zentrale Nerv in der Frage zu sein, warum die Entwicklungen schließlich den Lauf nahmen, den sie nahmen. Und eines lässt sich hier wohl resümieren: Die Revolution in Kambodscha war keine radikale Revolution, die den Staat zerschlagen hat, sondern eine staatliche Revolution, die die Revolution zerschlagen hat.

E- Mail: andreas.kranebitter@gmx.at 


[1] Siehe – nur als ein Beispiel unter vielen – z.B. Gáspár Miklós Tamás: Ein ganz normaler Kapitalismus, in: grundrisse #22 (Wien 2007). Den großen Begriff untermauert der Autor vor allem mit einer großen Portion Gewissheit: „Es kann keinen Zweifel über das Fortdauern klassischer kapitalistischer Merkmale in den Regimes des Ostblocks geben“ (ebd., S.10); „Ich denke nicht, dass irgendein Zweifel daran bestehen kann, dass der „real existierende Sozialismus“ ein Staatskapitalismus besonderer Art war“ (Gáspár Miklós Tamás: Konterrevolution gegen eine Konterrevolution, in: grundrisse #23 (Wien 2007), S.46). Doch was, wenn wir zweifeln? Warum verbietet uns der Autor hier überhaupt das Zweifeln?

[2] David Chandler  spricht von 14.000 Mitgliedern (David P. Chandler.: The Tragedy of Cambodian History. Politics, War, and Revolution since 1945 (Chiang Mai 1999), S.242f.); nach Stephen Heder behauptete die CPK, 1975 eine Größe von 40.000 erreicht zu haben (Stephen Heder: Interview mit dem Autor, Phnom Penh, 31.3.2007).

[3] Siehe dazu z.B. Edward Carr: Die russische Revolution. Lenin und Stalin 1917-1929 (Stuttgart/Berlin/Köln/Mainz 1980) oder Richard Lorenz: Sozialgeschichte der Sowjetunion (Frankfurt/Main 1981). Das so genannte Lenin-Aufgebot ging auf Lenins Wunsch zurück, der Gefahr des „Bürokratismus“ mit dem „Anwachsen“ der Parteigremien zu entkommen. Lenin, der in seinen letzten Briefen wie ein verbales Rumpelstilzchen um sich schlug – „Bei uns sind alle in dem widerlichen bürokratischen „Behörden“sumpf versunken (…). Behörden sind Dreck; Dekrete sind Dreck.“ (Lenin: Werke, Bd. 36, S.551) –, offenbarte damit seine prinzipielle Unfähigkeit, administrative „Probleme“ anders als administrativ lösen zu wollen. Die Aufnahme der neuen Mitglieder kontrollierten die Parteiinstanzen des Politbüros, des Orgbüros und des Sekretariats des ZK – sprich: Stalin, der in allen drei zu finden war.

[4] Alec Nove: The Challenge of Industrialization, in: Robert V. Daniels (Hg.): The Stalin Revolution: Foundations of the Totalitarian Era (Lexington/Toronto 1990), S.34.

[5] „Die Partei“ als abstrakt handelnde Einheit zu begreifen, heißt darüber hinaus die alte Story von der monolithischen Geschlossenheit der Partei akzeptieren – heißt also, die Geschichtsschreibung der kommunistischen Parteien selbst als „wahr“ anzuerkennen. Schon bei der leisesten Berührung mit empirischer Forschung zerfallen derartige Analysen allerdings zu Staub: Monolithismus und Omnipotenz der Partei sind und waren Illusionen. Viele HistorikerInnen erwarteten sich nach dem Umbruch von 1989 und der Öffnung der sowjetischen Archive etwa die „Enthüllung der ganzen Wahrheit“ – ganz so, als würde sich schwarz auf weiß ein Masterplan Stalins zur Liquidierung von 10 Millionen Menschen samt zugehöriger Erklärung finden. Zum Leidwesen dieser HistorikerInnen musste mensch bald entdecken, dass sich „die Wahrheit“ so offen nicht finden ließ – dass Stalin beispielsweise in seinen Briefen an Kaganowitsch oder Molotow seine eigenen Konstrukte tatsächlich selbst zu glauben schien (R.W. Davies/Oleg V. Khlevniuk/E.A. Rees: The Stalin-Kaganovich Correspondence 1931-36 (New Haven & London 2003), S.12).

[6] Dieser Artikel versteht sich als Fortsetzung des in der #21 der grundrisse erschienenen Artikels „Von Brillen und Schlangen“. Für eine historische Übersicht über die Ereignisse siehe ebd. Auch hier wurden sämtliche Zitate durch den Autor ins Deutsche übersetzt.

[7] Michael Vickery: Cambodia 1975-1982 (Boston 1984), S.177.

[8]Aufbau und Stärkung der Partei durch einige marxistische Meinungen“. Yale University with the Documentation Center of Cambodia (DC-Cam): Khmer Rouge Top Secret Santebal (S-21) Archives (D Collection) (New Haven/Phnom Penh, D21475), S.9; die Signaturen im Folgenden beziehen sich auf dieses Archiv.

[9] Henri Locard: Pol Pot's Little Red Book. The Sayings of Angkar (Chiang Mai 2004), S.38.

[10] Botschaft des Demokratischen Kampuchea (Hg.): Khèm, die junge Kämpferin und andere Erzählungen des kambodschanischen Widerstands (Berlin 1976), S.69.

[11] Wie bereits früher berichtet gingen Anti-Kriegs-JournalistInnen für Kambodscha beispielsweise von einer Tonnage von insgesamt 500.000 Tonnen Bomben aus, neuere Daten hingegen von der fünffachen Menge.

[12] David P. Chandler/Ben Kiernan/Chanthou Boua: Pol Pot Plans the Future. Confidential  Leadership Documents from Democratic Kampuchea, 1976-1977 (New Haven 1988), S.48. Ähnliche Zitate finden sich in dieser Publikation zuhauf. Die Organisierung der Kooperativen folgte  beispielsweise der militärischen Unterscheidung zwischen stehendem Heer (workforce) und mobilen Arbeitsbrigaden, die in Größen von Gruppen bis zu Bataillonen und Regimentern existierten (Francois Ponchaud: Cambodia Year Zero (New York 1977), S.87-108; Marie Alexandrine Martin: Rice Culture and Water Control in Democratic Kampuchea, in: Rural Studies Magazine (July-September 1983) (D01062), S.5ff.).

[13] Locard: Little Red Book, S.163.

[14] Zitiert nach Meng-Try Ea: The Chain of Terror. The Khmer Rouge Southwest Zone Security System (Phnom Penh 2005), S.6.

[15] Siehe David P. Chandler: Voices from S-21. Terror and History in Pol Pot’s Secret Prison (Berkeley/Los Angeles 1999), S.23.

[16] Ho Mean, ehemaliger Wärter in Tuol Sleng, zitiert nach Meng-Try Ea/Sorya Sim: Victims and Perpetrators? Testimony of Young Khmer Rouge Comrades (Phnom Penh 2001), S.24.

[17] Ebd., S.39.

[18]Diese Warenhäuser [die Kooperativen-Dorfwarenhäuser – AK] bringen den KK [„Khmer Krahom“, Khmer für „Khmer Rouge“ – AK] einen großen Profit, der gänzlich von der Regierung einbehalten wird“ (Kenneth M.: Quinn The Khmer Krahom Program to Create a Communist Society in Southern Cambodia (1974) (D17476), S.30f.).

[19] Ben Kiernan: The Pol Pot Regime. Race, Power, and Genocide in Cambodia under the Khmer Rouge, 1975-1979 (New Haven/London 2002), S.182ff.; Dy, Khamboly: A History of Democratic Kampuchea (1975-1979) (Phnom Penh 2007), S.29.

[20] Osman Ysa: The Cham Rebellion. Survivors' Stories from the Villages (Phnom Penh 2006), S.9; Quinn: The Khmer Krahom Program, S.29, Ith Sarin: Life in the Bureaus (Offices) of the Khmer Rouge (3 June 1972 to 15 January 1973), in: Timothy Michael Carney (Hg.): Communist Party Power in Kampuchea (Cambodia) (Ithaca 1977), S.46ff.; Philip Short: Pol Pot. Anatomy Of A Nightmare (New York 2005), S.229ff.

[21] Chandler et al.: Pol Pot Plans, S.14. Die englische Formulierung lautet „Super Great Leap Forward“.

[22] Die aus anderen „sozialistischen“ Ländern bekannte schematische Phasentrennung revolutionärer Prozesse spiegelt sich auch darin wieder, dass man die Zeit vor dem 17. April 1975 als „nationale demokratische Revolution“ bezeichnete und erst die Zeit danach als „sozialistische Revolution“ charakterisierte (Vgl.: Kosal Phat/Ben Kiernan (Hg.): Ieng Sary’s Regime: A Diary of the Khmer Rouge Foreign Ministry, 1976-79 (New Haven 1998), S.13).

[23] Chandler et al.: Pol Pot Plans, S.30,, S.97. Man brüstete sich sogar damit, im Unterschied zu anderen sozialistischen Ländern den verfügbaren gesellschaftlichen Mehrwert re-investieren zu wollen: „Wenn wir eine Million riels [traditioneller Name der Währung in Kambodscha – AK] hätten, würden wir alles für den Aufbau des Landes und die Verteidigung des Landes verwenden. Wenn sie eine Million riels hätten, würden sie die Hälfte davon für Löhne ausgeben und nur die Hälfte für den Aufbau und die Verteidigung des Landes. Das bringt sie eine halbe Million hinter uns“ (ebd., S.129).

[24] Siehe z.B. Martin: Rice Culture, S.30.

[25] Ebd., S.130. Ähnliches Selbstvertrauen findet sich zum Beispiel auch in einer Rede Khieu Samphans: „Es ist unsere strategische Linie, das Land in allen Bereichen aufzubauen, indem wir auf die Kräfte des Volkes vertrauen, auf nationale Rohstoffe, und indem wir uns grundlegend auf nationales Kapital stützen. Wir haben Vertrauen in diesen Plan [line of action]“ (Khieu Samphan: Speech by Comrade Khieu Samphan. President of the Presidium of the State of Democratic Kampuchea at the mass meeting held on the occasion of the Third Anniversary of the Glorious April 17 and the Founding of Democratic Kampuchea (D21934), S.8).

[26] Leo Trotzki: Schriften 1.1., S.146f.. Es geht hier offensichtlich um die uralte marxistische, eben unter anderem in der Sowjetunion geführte Industrialisierungs-Debatte über die „ursprüngliche sozialistische Akkumulation“. In Kambodscha wurde diese Debatte nicht geführt – sie wurde (mit der Ermordung Hou Yuons) vielmehr im Keim erstickt und durch die „Gewissheit“ ersetzt, die Industrialisierung aus eigener Kraft finanzieren zu können.

[27] Vgl. zu diesem umfassenden Punkt vor allem Marie Martin (Martin: Rice Culture, S.15, ebd., S.19, S.22ff. und S.28 zum Ertrag von Null Tonnen pro Hektar), Vickery: Cambodia, S.157ff., Kiernan: Pol Pot Regime, S.241, sowie die Beobachtungen Pin Yathays, der seines Zeichens als Ingenieur erkennen musste, dass die mühsam und unter immensem Einsatz von Arbeitskraft errichteten Kanäle kein Wasser liefern konnten, weil sie stellenweise bergauf (!) flossen (Pin Yathay: Stay Alive, My Son (Chiang Mai 1987), S.74ff.): „Ich konnte außerdem sehen, dass all unsere Arbeit umsonst sein würde. Niemand hatte die Baustelle besichtigt, es gab keine Pläne, und niemand machte Aufzeichnungen. Die Khmer Rouge schienen zu denken, dass revolutionärer Eifer die Gesetze der Physik ersetzen konnte“ (ebd., S.76).

[28] Dy: History, S.58.

[29] Kiernan: Pol Pot Regime, S.204; siehe auch ebd., S.236, sowie Ponchaud: Cambodia Year Zero, S.74f. Der Handel mit China – neben Nordkorea anfangs einziger Handelspartner und einzig akzeptierter Kreditgeber – stabilisierte die kambodschanische Ökonomie nicht. Kambodscha erhielt von China zwar bereits im September 1975 eine Hilfe in der Höhe von einer Milliarde US-Dollar, der die drohende unmittelbare Hungerkatastrophe im April 1975 lindern half; diese Hilfe fiel allerdings bereits 1976 weg (Kiernan: Pol Pot Regime, S.129ff..). Der weitergehende Handel blieb ein äußerst ungleicher Tausch zuungunsten des Khmer-Rouge-Regimes: letzteres exportiert nicht nur Reis nach China, sondern auch Güter wie Geckoköpfe, Tigerknochen, Tiger- und Schlangenhäute, Bärenfelle, Moschushirschgeweihe, Schildkrötenpanzer u.v.m. (ebd., S.136ff.) – zu einem immens niedrigen Preis: China bezahlte pro Tonne Hirschgeweih 211 US-Dollar – während ein einzelnes Hirschgeweih an der thailändischen Grenze 50 US-Dollar kostete (ebd., S.382f.).

[30] Vickery: Cambodia, S.158; Pin: Stay alive, S.103. Nach Pin Yathay bekam man am Schwarzmarkt für 200 US-Dollar zunächst 40 Kondensdosen Reis, bald jedoch nur mehr 3 Dosen (ebd., S.139). (Milch-Kondensdosen mit Reis schienen so etwas wie das „allgemeine Äquivalent“ der Khmer-Rouge-Epoche geworden zu sein.)

[31] Elizabeth Becker: Interview of Ieng Sary, 22 July 1981, New York at the U.N. Mission of Democratic Kampuchea, S.3.

[32] Regel in der „Sicherheitsordnung“ im Foltergefängnis Tuol Sleng (vgl. z.B. Walter Heynowski/Gerhard Scheumann: Die Angkar (Berlin 1981), S.59f.).

[33] Der betreffende Anspruch liest sich sogar in den durchaus auf demokratische Worte bedachten Statuten der Partei: „IV. Organisatorische Statuten der Partei (…) a. Die Parteiführung auf der höchsten Ebene der Partei wird durch Wahl gebildet. Allerdings wird in Orten, wo die Bedingungen nicht geeignet sind, die Partei die Entscheidungen und Ernennungen machen (…). c. Pflicht eines Mitglieds ist es, die Mehrheit zu respektieren (die niedrigere Ebene muss die höhere Ebene respektieren)“ („A Short Guide for Application of Party Statutes“, in: Carney (Hg.): Communist Party Power, S.60). Der jede Wahl sofort relativierende Punkt a) legt die Vermutung nahe, das das beschworene Subjekt „Partei“ in Wahrheit ihr Zentralkomitee meint; Punkt c) setzt wiederum eindeutig „die Mehrheit“ der Partei mit „der höheren Ebene“ der Partei gleich.

[34] Vickery: Cambodia, S.33. Hou Yuon, praktisch der bekannteste Kommunist der 1960er-Jahre, der nicht nur die antivietnamesische Haltung der CPK kritisiert hatte, sondern auch der Evaku­ierungs­entscheidung widersprach, wurde offenbar aus diesem Grund noch im April 1975 ermordet (Kiernan: How Pol Pot Came To Power. A History of Communism in Kampuchea, 1930-1975 (London 1985), S.230f.).

[35] Vickery: Cambodia, S.73ff.

[36] Heder: Interview mit dem Autor.

[37] Kiernan zählt 3 größere Fraktionen (Kiernan: How Pol Pot, S.308ff., Ben Kiernan: Conflict in the Kampuchean Communist Movement, in: Journal of Contemporary Asia Vol. 10 No.1/2 (1980), S.7-74); Craig Etcheson zählt 6 Fraktionen: Craig Etcheson: The Rise and Demise of Democratic Kampuchea (Boulder 1984), S.164f. Im persönlichen Gespräch hat Etcheson diese Einteilung bekräftigt (Craig Etcheson: Interview mit dem Autor (Phnom Penh, 31.3.2007)).

[38]The Last Joint Plan“ (D01525), S.5ff.

[39] Dy: History, S.48; Ea: Chain of Terror, S.2ff. Nur von zwölf Personen ist das Überleben bekannt.

[40] Zitiert nach Ben Kiernan/Chanthou Boua: Bureaucracy of Death, New Statesman vom 2.5.1980, S.669-676 (D17024). Ein weiterer Oppositioneller, Koy Thuon, so Hu Nim weiter, habe ihm die Gründung einer zweiten kommunistischen Partei vorgeschlagen, um die CPK zu stürzen. Er habe geantwortet: „Es würde gut sein, sie [Koy Thuons und Hu Nims Partei – AK] zu fusionieren, denn die beiden Parteien haben nur ein Ziel, i.e. die Kommunistische Partei Kampucheas zu stürzen, die Macht zu erringen und Kampuchea in der Form eines kapitalistischen Landes zu regieren (…)“ (ebd.).

[41] Ho Tong Ho, zitiert nach Chandler: Voices, S.99.

[42] Elektrizitätsarbeiter Suy Chheng Huot, zitiert nach Chandler: Voices, S.79.

[43] Prak Chhean, zitiert nach Chandler: Voices, S.99.

[44] Nop Nuon, zitiert nach Ea/Sim: Victims and Perpetrators?, S.32). Ein Eisen­bahn­arbeiter, der seinen Kollegen denun­ziert – ein Geständnis, das einiges über das Verhältnis der Khmer Rouge zur theo­retisch privile­gierten ArbeiterInnenklasse aussagt: „Ton [der Kollege – AK] war ein Senior-Arbeiter. Er war mit der Revolution nicht zufrieden, wie seine Kollegen. Jeden Tag verbreitete er Propaganda wie folgt: [Punkt 1] Weil ich ihnen beinahe alle Techniken beigebracht haben, wollen sie mich von diesem Platz verjagen (…). [Punkt 3] Heutzutage sind Senior-ArbeiteInnen für sie wie Müll unter ihren Füßen, sie können auf ihnen herumtrampeln, wann immer sie wollen. [Punkt 4] Sie sind nur gut im Angeben und in der Theorie, aber nicht in der Praxis (…)“ (Um Samnang, zitiert nach Dy: History, S.52f .). Zur Frage des Verhältnisses der Khmer Rouge zur ArbeiterInnenklasse vgl. auch folgendes Zitat: „Wir verwenden [use] alte ArbeiteInnen nicht. Wir brauchen sie nicht, denn wenn wir die alten ArbeiteInnen ohne sorgsame Auswahl und Purifikation [purification] verwenden, wird es viele politische Komplika­tionen geben, die zu vielen Schwierigkeiten für uns führen werden… Wir wollen uns nicht in alte Sachen verwickeln“ (Tung Padevat, zitiert nach Kiernan, Ben: Kampuchea and Stalinism, in: Colin Mackerras, Nick Knight (Hg.): Marxism in Asia (London/Sydney 1985), S.246).

[45] Chandler: Voices, S.174. Ieng Sary in dem oben zitierten Interview: „Die Befürchtung war aus meiner Sicht ein Coup im Inneren, nicht die Gefahr einer Invasion von außen. Ich weiß nicht, wer den Coup machen würde. Ich war nicht für die Sicherheit verantwortlich. Ich habe nur Berichte gehört“ (Becker: Interview of Ieng Sary, S.2).

[46] Heder: Interview mit dem Autor.

[47] Vgl. z.B. Department of Press and Information of the Ministry of Foreign Affairs of Democratic Kampuchea (Hg.): Black Paper: Facts and evidences of the acts of aggression and annexation of Vietnam against Kampuchea (New York 1978), S.85.

[48] Siehe exemplarisch nur Vickery: Cambodia.

[49] Ben Kiernan: Wild Chickens, Farm Chickens, and Cormorants: Kampuchea’s Eastern Zone under Pol Pot, in: David P. Chandler/Ben Kiernan (Hg.): Revolution and its Aftermath in Kampuchea: Eight Essays (Yale University Southeast Asia Studies, Monograph Series No. 25, New Haven 1983), S.136. Siehe zum Punkt der regionalen Widersprüchlichkeit allgemein auch Vickery: Cambodia, S.86; Dy: History, S.31 und Kiernan: Pol Pot Regime, S.205ff. Dennoch wurden auch in der Ostzone die Maßnahmen der Zentral­regierung umgesetzt, wie beispielsweise das un­beliebte kommunale Essen, und Aufstände gegen die Khmer Rouge blutig niedergeschlagen (Ysa: Cham Rebellion, besonders S.19ff.).

[50] Vickery: Cambodia, S.100ff.

[51] Kiernan: Pol Pot Regime, S.220ff.

[52] Telegramm Nr. 15 (N0001045), in: The Pol Pot Files, 1975-1977 (http://www.yale.edu/cgp/polpotfiles.html, Abruf 21.10.2007).

[53] Vgl. zu dieser These auch David Chandlers Einleitung zum „Vierjahresplan“: Chandler et al.: Pol Pot Plans, S.42f.

[54] Someth May: Cambodian Witness (New York 1986), S.141.

[55] Phat/Kiernan: Ieng Sary’s Regime, [37], [42] und [45].

[56] Zur Nordzone vgl. Heder: Interview mit dem Autor; Kiernan: Pol Pot Regime, S.340f. (Allein im März 1977 kamen 1.059 Khmer-Rouge-Kader der Nordzone nach Tuol Sleng (Chandler: Voices, S.62)). Zur West- und Ostzone vgl. Kiernan: Pol Pot Regime S.345f. und S.369ff.

[57] Pin: Stay alive, S.117; Ysa: Cham Rebellion, S.19ff.

[58] Kiernan: Pol Pot Regime, S.202. Die Bezeichnung „neu-„ bzw. „altbefreit“ verrät hier Einiges: Den „Neubefreiten“, die verächtlich auch als „Abgelegte“ bzw. „Deponierte“ bezeichnet werden – unter ihnen auch FabrikarbeiterInnen – wird nebst einigen anderen Rechten das Recht zu wählen aberkannt, die „Alt­befreiten“ (Khmer „multhan“, Englisch „old people“ bzw. „base people“) werden selbst in zwei weitere Kategorien geteilt: jene Per­so­nen, die keine Verwandten unter den Neu­befreiten haben und daher alle Rechte genießen („Vollrechts-Leute“), und jene, die einzelne Angehörige unter den Neubefreiten haben und in der Khmer-Rouge-Logik daher nur ein­geschränkte Rechte zu besitzen verdienen – sie werden als „Kandidaten“ bezeichnet (Vickery: Cambodia, S.81). Offenbar wurde hier die Parteidiktion für die ganze Bevölkerung übernommen – wie kommt man sonst auf die Idee, Bevölkerungsgruppen mit dem Stempel „KandidatInnen“ zu versehen?

[59] Chandler: Voices, S.76.

[60] Kiernan: Pol Pot Regime, S.246.

[61] Vickery: Cambodia, S.136.

[62] Ebd., S.161.

[63] Pol Pot: Interview to Mr. Jan Myrdal (Phnom Penh, August 1978), S.13. Demselben Interview zufolge sei Vietnam 1.000 Mal schlimmer als die Imperialisten (ebd., S.2).

[64] Vannak Huy: The Khmer Rouge Division 703. From Victory to Self-Destruction (Phnom Penh 2003), S.7;  Kiernan: Pol Pot Regime, S.94.

[65] Zitiert nach William Shawcross: Schattenkrieg. Kissinger, Nixon und die Zerstörung Kambodschas (Berlin/Frankfurt am Main/Wien 1979), S.405. Eine ähnliche Formulierung findet sich in einem Interview Pol Pots mit einer jugoslawischen BesucherInnen-Delegation: Pol Pot: Interview to the Delegation of Yugoslav Journalists in Visit to Democratic Kampuchea (Phnom Penh, March 1978), S.10. Im oben zitierten Telegramm ist ebenfalls wörtlich von einer „Zerstreuungsstrategie“ (dispersal strategy) die Rede (Telegramm Nr.15). Dass es bei den erwähnten Maßnahmen weder um den ideologisch motivierten Masterplan, noch um ökonomischen Pragmatismus ging, mehr um konkrete Politik als um die verkrampfte „Anwendung“ irgendeiner kommunistisch-kommunalen Ideologie oder eines derartigen Prinzips, zeigt auch das gleichzeitige Bestehen kommunaler Maßnahmen wie kommunaler Verpflegung und individueller Maßnahmen wie individuellen Arbeitsmaßen (Kiernan: Pol Pot Regime, S.241-243; sowie ebd., S.181). Kommunalisierung und Atomisierung waren offenbar kein Widerspruch.

[66] Department of Press and Information (Hg.): Black Paper, S.71.

[67] Nach Ith Sarin lebte die Khmer-Rouge-Adminstration bereits 1972 abgetrennt und isoliert von der Bevölkerung: „Die Büros der wichtigen administrativen Komitees (kammabhipal) wurden in den stillen Wäldern in 500 bis 1,500 Meter Distanz von kleinen Dörfer gebaut, die Versorgungsdörfer bzw. ihre Basiscamps waren“ (Sarin: Bureaus, S.42).

[68] Pin: Stay alive, S.151.

[69] Chandler et al.: Pol Pot Plans, S.xiii; Dy: History, S.27, May: Witness, S.126.

[70] Vickery: Cambodia, S.109.

[71] May: Witness, S.157, 169, 183f., 191, 197.

[72] Thuon, zitiert nach Ea: Chain of Terror, S.63. Siehe allgemein zu den Privilegien von Kadern, SoldatInnen und auch Altbefreiten Chandler: Tragedy, S.265, sowie Etcheson: Rise and Demise, S.157.

[73] Kiernan: How Pol Pot, S.392.

[74] Ebenso wenig sind Theorien von Nutzen (wie sie an anderer Stelle dargestellt wurden), die die Grausamkeit der kambodschanischen Revolution durch ihren „bäuerlichen Charakter“ erklären. Waren es wirklich wild gewordene Bauern, die die Häftlinge Tuol Slengs penibelst in Listen eingetragen, befragt und gefoltert, zu „Geständnissen“ genötigt, fotografiert und letztlich ermordet haben – oder war es nicht doch der Partei-Staatsapparat?

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