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Editorial Nr. 10 Liebe LeserInnen! Da diesmal alle Artikel ein wenig länger wurden als geplant, bleibt nur eine Seite für das Editorial. Daher in aller Kürze das Wichtigste: Die Veranstaltung mit John Holloway und Lars Stubbe war ein voller Erfolg. Der Veranstaltungssaal im „Institut für Wissenschaft und Kunst“ war bis auf den letzten Platz besetzt, die Diskussion umfassend und interessant. Die Debatte wurde am zweiten Tag im kleineren Kreise weitergeführt; für alle gab es die Gelegenheit, zustimmende, fragende, oder kritische Beiträge zu formulieren. Wie immer John Holloways Thesen auch beurteilt werden mögen, eine ausgezeichnete Gelegenheit zur Klärung und Vertiefung seiner in „Die Welt verändern, ohne die Macht zu übernehmen“ dargelegten Auffassungen boten diese beiden Tage mit John Holloway und Lars Stubbe (der auch das Buch ins Deutsche übersetzt hat) auf jeden Fall. Die Veranstaltung „Welche Theorie braucht Antirassismus?“ mit Manuela Bojadzijev (Kanak Attack) und Jost Müller (Redaktion Subtropen) am 29. April 2004 im IWK, Berggasse 17, 1090 Wien fällt leider gerade in die Produktionszeit der vorliegenden grundrisse. Überhaupt sei an dieser Stelle ausdrücklich empfohlen, von Zeit zu Zeit auf unserer homepage www.grundrisse.net vorbeizuschauen und insbesondere die Seite „Termine“ anzuklicken. Dort wird nämlich in Bälde Programm, Zeit und Ort unseres zweiten grundrisse-Sommer-Seminars bekannt gegeben. Nicht weniger als der Kommunismus wird voraussichtlich dabei zur Debatte stehen. Alle Interessierten sind selbstverständlich herzlich eingeladen, daran teilzunehmen. Um den Veranstaltungsreigen zu beschließen: Auf viel Interesse, wenn auch nicht ungeteilte Zustimmung, stieß auch der Vortrag von Ingo Elbe von der Roten-Ruhr-Uni Bochum über „Umwälzungsmomente der alten Gesellschaft. Revolutionstheorie und ihre Kritik bei Marx.“ Bei dieser Gelegenheit möchten wir auch der HochschülerInnenschaft der Uni Wien danken, die diese Diskussion mitveranstaltet hat. Ein wichtiger Aspekt der redaktionellen Arbeit der grundrisse ist, dass wir alle einlangenden Artikel ausführlich diskutieren. Im Falle des zweiten Teils der Auseinandersetzung von Horst Müller mit Immanuel Wallersteins „Utopistik“ war dies aufgrund der räumlichen Distanz nur schriftlich möglich. Deshalb dokumentieren wir hier einen kritischen Einwand, der insbesondere auf Müllers Verhältnis zum Staat reflektiert, wenn er z.B. Bourdieu zustimmend zitiert, wonach „die Beherrschten ein Interesse an der Verteidigung des Staates haben, insbesondere seines sozialen Gesichtes“. (S. 11). Redaktionsmitglied Bernhard Dorfer: „Rückt die Weltveränderung gegenüber der Machtergreifung im Staat in den Vordergrund, zieht das zwangsläufig eine veränderte Sicht auf die traditionellen Auseinandersetzungen der reformistischen mit der revolutionären Linken um die geeigneten Mittel zur Gewinnung der Kontrolle über den Staat nach sich. Überhaupt spricht einiges dafür, dass diese Begrifflichkeiten ausschließlich im Rahmen dieser Auseinandersetzung sinnvoll sind und daher zwangsläufig an Bedeutung verlieren, wenn die Frage der Staatsmacht nicht mehr als die alles entscheidende Zentralfrage gilt. Dennoch verschwindet natürlich auch dann nicht jede Differenz im Lager der emanzipatorischen Bewegung: In der Diskussion über Ansätze und Perspektiven der anstehenden Systemtransformation, für die nunmehr auch Wallerstein als führender Vertreter des Weltsystem-Ansatzes die Zeit(-epoche) für angebrochen und die Bedingungen für gegeben erachtet, geht es dabei darum, eine wie schroffe und kategorische Absetzbewegung von derzeit hegemonialen Konzepten der neoliberalen Globalisierung wie Ware, Wert, Geld, Markt, Staat und Patriarchat mensch für notwendig erachtet und was sich innerhalb welcher Zeithorizonte als realisierbar erweist. Es handelt sich also keineswegs um einen Trockenschwimmwettbewerb in deklamatorischer Radikalität. Wir halten allerdings auch nichts davon, gleich zu Beginn der Debatte radikalere Positionen in die Ecke obskuranter Irrläufer und hyperintellektualistischer Glasperlenspielereien zu verbannen (oder auch gar nicht einmal anzusprechen), wie dies im ansonsten sehr anregenden Beitrag Horst Müllers leider auch anklingt.“ Uns bleibt gerade noch so viel Platz, allen zu danken, die an der Gestaltung dieses Heftes mitgewirkt haben, insbesondere Verena Weissenböck, die Comics, Zeichnungen und Photographien beigesteuert hat. Ach ja, ein Abo kostet für vier Ausgaben nur Euro 18,- (inklusive Porto)! Die Redaktion |
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