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Editorial Nr. 3 Liebe
Leserinnen, liebe Leser! Nach
und nach gelingt es uns, das Konzept der grundrisse zu realisieren. Um
ein „offenes Forum für Diskussion und Debatte gesellschaftlich relevanter
Fragen“ darzustellen, wollten wir von Anfang an die Herausgabe der Zeitschrift
durch die Organisation von Diskussionsveranstaltungen und Seminaren ergänzen.
Der erste Schritt dazu stellte ein zweitägiges Seminar zum Thema „Empire“
dar, welches am 6. und 7. Juni 2002 in Wien stattfand. Im Anschluss an dieses
Editorial findet ihr einen ausführlichen Bericht dazu. Ebenfalls nicht
verschwiegen werden soll das glanzvolle grundrisse–Donauinselfest Ende
Juli. Wer dieses Mega-Event heuer versäumt hat, kann den nächsten Termin schon
jetzt im Kalender für 2003 eintragen: der letzte Samstag im Juli (sofern das
Hochwasser die Donauinsel nicht entgültig abträgt). Wenn ihr an
regelmässigen Informationen über unsere Aktivitäten interessiert seid,
schickt einfach eine kurze Nachricht an grundrisse/ at /gmx.net und ihr
bekommt unsere seltenen Mail-Aussendungen. Ebenfalls empfiehlt es sich, öfters
einen Blick auf unsere Website www.grundrisse.net
zu werfen. Dort finden sich die älteren Ausgaben online sowie Ankündigungen
und Nachlesen zu grundrisse-Veranstaltungen. Wir wollen an dieser Stelle
auch festhalten, dass wir selbstverständlich ein großes Interesse daran haben,
Veranstaltungen gemeinsam mit anderen Gruppen und Redaktionen durchzuführen.
Einige Themen für gemeinsame Diskussionen wurden bereits innerhalb der
Redaktion andiskutiert, doch derzeit sind diese Vorschläge noch zu
unausgereift, um sie öffentlich vorzulegen. Gut Ding braucht Weile. Leider ist
es uns noch immer nicht gelungen, die rein männliche Zusammensetzung der
Kernredaktion zu überwinden. Ständiges Klagen wird diesen Zustand nicht ändern,
wir werden uns dazu in den nächsten Wochen einiges zu überlegen haben. Sehr
erfreulich hingegen entwickelt sich die AutorInnenschaft der vorliegenden
Nummer. Geographisch spannt sich der Bogen von Berlin (Michael Heinrich) über
Klagenfurt (Alice Pechriggl) bis nach Tokio (Takashi Shimazaki); und für die
Nummer 4_2002 liegt bereits ein Artikel von Stefan Gandler (Mexiko) vor, der
leider aus Platzgründen in dieser Ausgabe noch nicht veröffentlicht werden
konnte. Unsere Bemühungen, auch AutorInnen von außerhalb des deutschen
Sprachraumes für die grundrisse zu gewinnen, sehen wir als einen auch in
Zukunft verfolgenswerten Ansatz, nicht zuletzt aufgrund der Selbstbezogenheit
der deutschsprachigen Linken. Da wir
bereits die nächste Nummer angesprochen haben: neben dem erwähnten Artikel von
Stefan Gandler, der sich besonders mit der Philosophie von Bolivar Echeverría
beschäftigt, findet ihr den zweiten Teil des Artikels zu 1968 und die
versprochene Fortsetzung der feministischen Marxkritik von Knittler/Birkner. Als
Schwerpunkt ist das Thema „Staat“ geplant. Und was
erwartet euch in dieser Ausgabe? Karl Reitter versucht in seinem umfangreichen
Artikel zur 68er Bewegung nicht die - leider oft üblichen - interpretativen
Schnellschüsse abzufeuern, sondern in einer Art Kaleidoskop, die ganze Breite
und Differenziertheit dieser Bewegung aufzuzeigen. Immerhin handelt es sich bei
der 68er Bewegung um die wichtigste revolutionäre oder revoltierende – schon
an dieser Bezeichnung scheiden sich die Geister – Welle nach 1945 in den
westlichen Metropolen. Die Thematik des Beitrags von Alice Pechriggl ist nicht
minder bedeutend: In Ihrer Einleitung zu dem von ihr übersetzten Buch von
Pierre Vidal-Naquet „Die Schlächter der Erinnerung“ zeigt sie
paradigmatisch eine Möglichkeit auf, sich mit der bedrückenden und
emotionalisierenden Thematik der Leugnung des Holocaust auseinanderzusetzen,
ohne in Depression oder Kurzschlüssigkeit zu verfallen. Michael Heinrich setzt
sich in seinem Betrag akribisch mit der in der Nr. 1 der grundrisse veröffentlichten
Kritik von Martin Birkner auseinander. Takashi Shimazaki gibt uns einen Einblick
in die Debatten japanischer MarxistInnen und weist auf die Notwendigkeit einer
marxistischen Ökologie hin – ein wohl nicht unaktuelles Thema. Haimo Perkmann
erinnert uns an die Aktualität der frühen politischen Philosophie
Merleau-Pontys, der schon in den 40er-Jahren hypothetisch die Konsequenzen des
Zusammenbruchs des so genannten realen Sozialismus für die
Geschichtsphilosophie vorweggenommen hat. Der Beitrag von Franz Naetar kann als
Konkretisierung der „Empire“ Diskussion verstanden werden. Detailreich und
aus eigener Erfahrung heraus diskutiert der Autor die Entwicklungstendenzen der
EDV-Industrie im Spannungsfeld von – scheiternder - bürokratischer Regelung
und spontaner Kreativität der Multitude. Wer direkt
mit einer bestimmten Autorin, einem bestimmten Autor Kontakt aufnehmen, Anfragen
oder Kritik formulieren möchte, ist herzlich dazu eingeladen. Aus
layout-technischen Gründen findet ihr die e-mail-Adressen diesmal auf der
vorletzten Umschlagseite, in Zukunft stehen sie direkt unter den Artikeln.
Anregende Lektüre & Diskussion wünscht die grundrisse-Redaktion |
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