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Hoffrogge, Ralf: Sozialismus und Arbeiterbewegung in Deutschland. Von den Anfängen bis 1914.

Schmetterling-Verlag, Stuttgart 2011. 216 Seiten, 10,- Euro.

Buchbesprechung von Torsten Bewernitz

The Future is unwritten… aber die Geschichte ist noch nicht vorbei.

Wer Einführungsbände schreiben möchte, hat grundsätzlich ein erstes Problem: Er/sie muss das Thema einschränken. Als Rezensent steht man vor ganz ähnlichen Problemen. Anders als bei wissenschaftlichen Untersuchungen, deren Plausibilität man einer kritischen Überprüfung unterwerfen kann oder theoretischen Entwürfen, die man der selbst bevorzugten Theorie entsprechend beurteilen kann, muss man in so einem Fall selber über ein gewisses Faktenwissen verfügen, um die Vollständigkeit der Einführung zu prüfen und sich zweitens davor hüten, nicht lediglich die in der Einführung genannten Fakten erneut aufzuzählen, denn das würde eine Rezension doch recht dröge erscheinen lassen.

Im Falle von Ralf Hoffrogges Einführung in die Geschichte des „Sozialismus und der Arbeiterbewegung in Deutschland“ bis 1914, erschienen in der verdienstvollen Reihe theorie.org des Schmetterling-Verlags, ergibt sich die Einschränkung durch eben die zeitliche Begrenzung wie auch durch die Ineinssetzung von „Sozialismus“ und „Arbeiterbewegung“.

Letztlich konnte Hoffrogge sein Projekt auf eine ganz einfache und ebenso sinnvolle Art einschränken: Die Auswahl der Themen, die ausführlich behandelt werden, liegt nämlich schlicht darin begründet, was für eine im weitesten Sinne sozialistische Bewegung heute noch Thema ist bzw. sogar das Interesse in den sozialen Bewegungen dominiert. Das erklärt sowohl die besondere Auseinandersetzung mit Geschlechterverhältnissen (S.90 – 98) und in diesem Sinne auch der Homosexualität (S.117 – 120) oder die Behandlung der sozialdemokratischen Positionierung zum Kolonialismus und Antisemitismus (S.162 – 189),die mit dem Thema Antirassismus harmoniert, aber auch die Aufmerksamkeit, die dem Thema Alkohol gewidmet wird (S.106 – 113) und nicht zuletzt die Hervorhebung der Aspekte einer „anderen Arbeiterbewegung“ (S.102 – 106) und des Anarchismus (S.127 – 141), die sicherlich auch einem neu erwachenden Interesse an operaistischen und syndikalistischen Konzepten zu verdanken sind.

Hoffrogges Einführung erscheint genau richtig zu dem 150jährigen Jubiläum des von Ferdinand Lassalle 1863 gegründeten Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV), das allgemein, wenn auch vielleicht zu Unrecht, als Gründungstermin der Arbeiterbewegung (in Deutschland) gilt. Auch der Autor stimmt nicht mit der These überein, dass die Gründung des ADAV die Gründung der Arbeiterbewegung war. Zuerst fällt einem diesbezüglich schon das Datum 1848 ein, die bürgerliche deutsche Revolution, die eben zwar bürgerlich war, aber dennoch auch ein Signal für die Arbeiterbewegung, wie u.a. an der Publikation des Manifests der kommunistischen Partei Deutschlands durch Karl Marx und Friedrich Engels deutlich wird. Hoffrogge geht sogar soweit, dass er in den Bauernkriegen des 16. Jahrhunderts einen Vorläufer der Arbeiterbewegung sieht (S.17 – 19). Die These ist, zumindest für den philosophischen bis ideologischen Background der sozialistischen Bewegung, gar nicht so weit hergeholt. Moses Hess beruft sich noch in seiner „heiligen Geschichte der Menschheit“ von 1837 auf ein zu schaffendes „neues Jerusalem“, wie es schon die Täufer 300 Jahre zuvor erbauen wollten. In dieser Tradition ist Hess zu dieser Zeit dem Utopismus der Frühsozialisten zuzuordnen, als erste deutschsprachige programmatische Schrift des Sozialismus war die „heilige Geschichte“ jedoch auch Inspiration für das kommunistische Manifest.

Die Veröffentlichung des kommunistischen Manifests ist allerdings zuerst von geringer Bedeutung für die entstehende Arbeiterbewegung, wie nahezu alles, was aus Marxscher Feder stammt. Die Fakten dazu sind sattsam bekannt, es lohnt sich dennoch, sie noch einmal zu wiederholen, da sie in ideologischen Debatten vielfach schlicht ausgeklammert werden: Der Haupteinfluss auf die junge Arbeiterbewegung war eben jener Ferdinand Lassalle, der Gründer des ADAV, um den es einen Personenkult gab, der mit einem heutigen Ché Guevara-Kult durchaus vergleichbar ist. Lassalles Programm aber war im meisten purer Reformismus, der sich einerseits auf das Wahlrecht konzentrierte und andererseits auf die Gründung von Produktivgenossenschaften mit Hilfe des Staates (S.65). Lassalles Programm hatte nicht nur kaum etwas Revolutionäres, er war darüber hinaus auch kein Freund von Gewerkschaften. Lassalle hatte das „eherne Lohngesetz“ formuliert, nachdem gewerkschaftliche Aktionen für höhere Löhne schlicht irrelevant seien (S.64). Vor allem aber wurde der Staat in keiner Weise in Frage gestellt.

Das „Manifest“ begann erst ein gutes Vierteljahrhundert später seine Karriere, als es 1872 als Beweismittel im Hochverratsprozess gegen August Bebel und Wilhelm Liebknecht fungierte und dadurch erstmals größere Verbreitung erlangte (S.77). Aber erst nach Marx Tod 1883 wurde aus seinen Schriften das System gemacht, das als „Marxismus“ bekannt wurde, eine Hegemonie in der Arbeiterbewegung erlangte und hauptsächlich von den Interpretationen und Publikationen Friedrich Engels und Karl Kautskys geprägt war. Eine besondere Rolle schreibt Hoffrogge dabei Engels‘ „Anti-Dühring“ zu, da dieses Werk nicht nur die Marxschen Gedanken popularisierte, sondern auch den antisemitischen Theorien Eugen Dührings einen Riegel vorschob (S.89). Der „Anti-Dühring“ hatte allerdings auch entscheidende Nachteile, die die Arbeiterbewegung in Zukunft prägen sollten: Engels präsentierte hier den Materialismus als „Wissenschaft“ und dem Zeitgeist entsprechend konstruierte diese „Wissenschaft“ einen notwendigen Fortschritt in Parallele zur popularisierten Evolutionstheorie Darwins.[i] Daraus ergaben sich im weiteren Verlaufe der Geschichte eine martialische Siegesgewissheit, die bis in die jüngste Vergangenheit anhält („Die letzte Schlacht gewinnen wir“) wie auch der sozialdemokratische Attentismus, die rein abwartende Haltung, die sich der vermeintlichen Tatsache bewusst war, dass der Kommunismus zwangsläufig kommen musste – gerade aus der vermeintlichen Verwissenschaftlichung ergab sich also eine neue quasireligiöse Heilserwartung, die es im Übrigen insbesondere war, die von Anarchist_innen als „Marxismus“ kritisiert wurde. „Wendet man die marxistischen Methoden auf die Geschichte des Marxismus selbst an, so ergibt sich die […] Perspektive: Die evolutionäre Lesart des sozialdemokratischen Marxismus war ein Produkt der historischen Lage der wilhelminischen SPD“ schließt Hoffrogge (S.195). Der „wissenschaftliche Sozialismus“ – und, so muss man anschließen, der „Marxismus-Leninismus“ in Russland und der späteren Sowjetunion sind in dieser Sichtweise also die den Verhältnissen entsprechenden Ideologien. Insofern tritt Ralf Hoffrogge zu einer Ehrenrettung Marx‘ an, indem er dessen Positionen vom späteren Szientismus der sozialistischen Bewegung trennt. In gewissem Sinne ist Hoffrogges Einführung aber auch eine Ehrenrettung des „Marxismus“ – oder sagen wir, der Sozialdemokratie – vor heutiger linker und linksradikaler Kritik. Exemplarisch wird im Erfurter Programm der SPD von 1891 deutlich, dass die Sozialdemokratie der Jahrhundertwende den Linken des ausgehenden 20. Jahrhunderts teilweise weit voraus war: „Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands kämpft also nicht für neue Klassenprivilegien und Vorrechte, sondern für die Abschaffung der Klassenherrschaft und der Klassen selbst und für gleiche Rechte und gleiche Pflichten aller ohne Unterschied des Geschlechts und der Abstammung. Von diesen Anschauungen ausgehend bekämpft sie in der heutigen Gesellschaft nicht bloß die Ausbeutung und Unterdrückung der Lohnarbeiter, sondern jede Art der Ausbeutung und Unterdrückung, richte sie sich gegen eine Klasse, eine Partei, eine Geschlecht oder eine Rasse“(S.117). So endet dieses Programm und jede Debatte um Haupt- oder Nebenwidersprüche erübrigte sich.

Es ist auch als antiauoritäre, anarchistische oder libertäre Linke keineswegs eine Schande, sich auf die gemeinsame Geschichte mit der Sozialdemokratie zu berufen, dies impliziert ja weder Ähnlichkeiten mit der heutigen Sozialdemokratie noch, dass es nicht auch seinerzeit schon Differenzen in der Arbeiterbewegung gegeben hätte. In seiner Rezension des Buches in der Graswurzelrevolution Nr 365 (Jan. 2012) hat Ismail Küpeli kritisiert, dass bei Ralf Hoffrogge der Anarchismus nur als „Ableitung“ aus der organisierten Arbeiterbewegung auftauche und damit die Eigenständigkeit des Anarchismus relativiert werde. Hier würde ich den gegenteiligen Schluss ziehen: Es ist gerade ein Verdienst Hoffrogges Arbeit, dass er den Anarchismus nicht als eigene Strömung darstellt, sondern als integralen Bestandteil der Arbeiterbewegung. Wäre Hoffrogge so vorgegangen, wie Küpeli vorschlägt, hätte dies wahrscheinlich (zu Recht) die Kritik ausgelöst, dass die anarchistische Tradition in der Arbeiterbewegung mal wieder verschwiegen worden wäre. So aber bekommt er seinen Platz gleichberechtigt neben Sozialdemokratie und Marxismus.

Ob man von einem eigenständigen Anarchismus oder von einer anarchistischen Strömung in der Arbeiterbewegung ausgeht, liegt sicher auch an der Auffassung, was unter dieser Bewegung zu verstehen ist. Eine weitere Auffassung gemeindet hier z.B. Pierre-Joseph Proudhon und Max Stirner als freiheitliche und sozialistische Denker ein, während etwa Lucien van der Walt und Michael Schmidt ganz klar – und dies nicht nur eurozentrisch, sondern basierend auf einer Erforschung des globalen Anarchismus –konstatieren: „The anarchist movement only emerged in the 1860s, and then as a wing of the modern labour and socialist movement“.[ii] Es mag vorher einige Denker gegeben haben, die libertäre Aspekte betonten, aber als Bewegung war der Anarchismus Teil der Arbeiterbewegung. Und insbesondere in Deutschland war er selbstverständlich auch lange Teil der Sozialdemokratie: Koryphäen des Anarchismus (wenn es denn so etwas überhaupt geben kann) wie etwa Johann Most, Rudolf Rocker oder auch Fritz Kater entstammten dieser sozialdemokratischen Tradition. Die Entwicklung einer – später – syndikalistischen Gewerkschaft, der FVdG (Freie Vereinigung deutscher Gewerkschaften), aus der dann 1919 die anarchosyndikalistische FAUD (Freie Arbeiter-Union Deutschlands) werden sollte, basierte auf einem innergewerkschaftlichen Streit zwischen Zentralisten und Föderalisten. Besonders interessant ist dabei ein Aspekt, den Ralf Hoffrogge eher so nebenbei erwähnt: Die Sozialdemokratie präsentierte sich immer in trauter Einigkeit – eingedenk des sicherlich nicht ganz falschen Diktums, das eine schlagkräftige Arbeiterklasse eine Einheitsorganisation brauche (ein Argumentationsmuster übrigens, das man heute in Diskussionen um die Tarifautonomie häufig immer noch findet) – der Preis dafür war jedoch einerseits eine reine „Resolutionseinheit“ und andererseits Parteiausschlüsse, die nicht als Spaltungen benannt wurden, sondern schlicht totgeschwiegen wurden – im Falle Johann Mosts ebenso wie bei den Jungen und den Lokalisten, den Kernen des späteren Anarchosyndikalismus. Der Anarchismus als selbstständiger Teil der Arbeiterbewegung musste damit nahezu totgeschwiegen oder aber massiv diskreditiert werden, um diese Einheitsrhetorik aufrechtzuerhalten. Diese Form der „Parteidisziplin“ wurde dann innerhalb der Partei erstmals von Rosa Luxemburg aufgebrochen (S.191). Es mag dogmatischeren Anarchist_innen (ein Widerspruch in sich) nicht gefallen, aber hier offenbaren sich Parallelen zwischen Rosa Luxemburg und den früheren Parteiabspaltungen. Die Differenzen zwischen Luxemburgs Denken und dem Anarchismus sind zu einem großen Teil (wenn auch nicht nur) dem sozialdemokratischen Zerrbild des Anarchismus zu verdanken.

Die Integration des Anarchismus sowohl in eine sozialistische wie auch in eine Arbeiterbewegungs-Geschichtsschreibung erscheint insofern sinnvoll und ist sogar dankenswert. In Frage zu stellen ist vielmehr, ob es überhaupt statthaft ist, die Geschichte der Arbeiterbewegung und die des Sozialismus dermaßen in Eins zu setzen. Durch die Engführung auf den Begriff „Sozialismus“ – die deswegen statthaft ist, weil das Buch entsprechend benannt ist – fällt ein großer und relevanter Zweig der Arbeiterbewegung komplett durch das Raster, nämlich die religiöse. Diese sowohl damals reale wie auch heutige theoretische Ausgrenzung war und ist ein wesentliches Problem der Arbeiterbewegung.[iii] Das betrifft die Gründung zahlreicher Gewerkschaften seit den 1880er Jahren, die Beteiligung dieser christlich orientierten Arbeiterbewegung und ihrer Organisationen an dem Bergarbeiterstreik 1889 (wo der katholische Einfluss allerdings Erwähnung findet, S.101) und in den offiziellen Verlautbarungen – von Kettleres Hirtenbrief „Arbeiterfrage und Christentum“ 1864 bis zur päpstlichen Rerum Novarum von 1891. „Arbeiterfrage und Christentum“ war eine direkte Reaktion auf die Programmatik Ferdinand Lassalles, die einige inhaltliche Ähnlichkeiten aufweist, vor allem bezüglich eines Aspekts, der die zweite große Auslassung in der Einführung, die sich nicht durch den Titel entschuldigen lässt, markiert: Das Genossenschaftswesen. Dieses, von der Sozialdemokratie 1910 auf dem Magdeburger Parteitag offiziell als „dritte Säule“ anerkannt, spielte durchgehend eine wesentliche Rolle in der gesamten Arbeiterbewegung.

Die Auslassung geht damit einher, dass sich Hoffrogges Einführung mehrheitlich auf die politischen Prozesse konzentriert. Auch die Kultur- und Sportbewegung der Arbeiterschaft findet kaum Erwähnung. Das ist aufgrund der Vielfältigkeit derselben auch kaum zu leisten, wäre aber nichtsdestotrotz von Relevanz gewesen und wird in der Beschreibung der Weimarer Republik noch an Relevanz gewinnen.

Ralf Hoffrogge ist sich dieser Relevanz der Kultur allerdings durchaus bewusst: Es ist heute kaum noch nachvollziehbar, aber in Zeiten, in denen einem Politiker_innen und Medien beständig mit Parallelgesellschaften im Ohr liegen, muss betont werden, dass die Arbeiterbewegung mit ihren eigenen Produktions- und Konsumorganisationen wie mit ihren Kultur- und Sportvereinen eine hoch ausgeprägte Parallelgesellschaft war, „ein fast abgeschottetes Gegenmilieu“, wie Hoffrogge es ausdrückt (S.194). Im sozialhistorischen Sinne spielt die Kultur der Arbeiter_innen auch insofern eine Rolle, als dass Hoffrogge sich in einem Exkurs mit der These Karl Heinz Roths von der „anderen Arbeiterbewegung“ auseinandersetzt (S.102 – 106).

Eingedenk der obigen Anmerkung, dass sich Hoffrogges Themenwahl an heutigen thematischen Schwerpunkten der sozialen Bewegungen orientiert, wären die Themen Kultur und Genossenschaften ebenfalls eine genauere Betrachtung wert gewesen. Das Thema der Genossenschaften, das sich dann in der deutschen Revolution 1919 als Sozialisierungsdebatte fortsetzen wird und somit auch ziemlich direkt mit der Rätediskussion[iv] verquickt ist, taucht momentan in den Diskussionen um eine solidarische Ökonomie, um Commons und Allmende mit Nachdruck – auch als Reflex auf die Krise – wieder auf. Die Geschichte der Arbeiterbewegungskultur (die tunlichst nicht mit einer „Arbeiterkultur“ verwechselt werden sollte!) als Gegenkultur (zu der die Genossenschaften freilich auch gehören) lässt sich sehr plausibel mit den Fragen nach einer Gegen- oder Subkultur seit Aufkommen der Neuen Sozialen Bewegungen verbinden.

Ein Kritikpunkt, der eigentlich nichts mit dem im Buch Geschriebenen zu tun hat, muss abschließend noch erwähnt werden: Ralf Hoffrogges durchweg lesenswerte Einführung endet 1914 mit Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Dass es jetzt erst richtig spannend wird, weiß auch er, ein zweiter Band ist in Vorbereitung. Allerdings soll dieser 1933 enden. Das ist schon deswegen problematisch, weil es die Mythen nährt, dass erstens die Arbeiterbewegung vom Nationalsozialismus endgültig zerschlagen worden sei und zweitens die Arbeiterbewegung an einem dubiosen historischen Auftrag, den Faschismus zu verhindern, gescheitert sei. Ausgeblendet wird so nicht nur der spezifische Arbeiterwiderstand im Nationalsozialismus – neben dem organisierten anarchistischen, kommunistischen, sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen auch der Alltagswiderstand in Streiks![v] – sondern vor allem die verschüttete Nachkriegsgeschichte der Arbeiterbewegung. Dass es diese gab, weiß Ralf Hoffrogge sehr wohl, denn im Laufe seiner Ausführungen verweist er immer wieder auf diese. Lässt man die Geschichte der Arbeiterbewegung – wie auch des Sozialismus – 1933 enden, dann interpetiert man trotz inhaltlicher Spaltungen die Arbeiterbewegung als politisch und kulturell einigermaßen homogen. Zum 150. Gründungstag des ADAV wird 2013 in Mannheim die baden-württembergische Landesausstellung zur Geschichte der Arbeiterbewegung zu sehen sein – den vorläufigen Schlusspunkt setzt sie 2013. Es ist insofern dringend angeraten, einen dritten Band folgen zu lassen.


[i] Vgl. dazu ausführlich: Lucas, Erhard: Vom Scheitern der deutschen Arbeiterbewegung. Basel/Frankfurt a.M. 1983. S.133 – 162.

[ii] Van der Walt, Lucien und Michael Schmidt 2009: Black Flame. The Revolutionary Class Politics of Anarchism and Syndicalism. Edinburgh/Oakland. S.9.

[iii] Das muss man auch als Atheist konstatieren. Vgl. auch hierzu Lucas 1983, S.103-131.

[iv] Der Autor Ralf Hoffrogge darf dabei durchaus als Experte für die deutsche Rätedebatte gelten, vgl.: Hoffrogge, Ralf 2008: Richard Müller. Der Mann hinter der Novemberrevolution. Berlin.

[v] So streikten etwa 1936 262 Arbeiter bei Opel Rüsselsheim. Der von der gleichgeschalteten Presse verschwiegene Streik zog eine Welle antifaschistischer Flugblattaktionen in Südhessen nach sich. Eine nationalsozialistische Statistik aus dem Dezember 1941 weist aus, dass die meisten Verhaftungen aufgrund von illegalen Streiks vorgenommen wurden. Und noch 1944 lieferten sich im Kölner Raum jugendliche und ausländische Arbeiter Partisanenkämpfe mit den Nationalsozialisten. Vgl. Peukert, Detlev: Der deutsche Arbeiterwiderstand gegen das Dritte Reich. Berlin 2001 (Beiträge zum Widerstand 1933 – 1945 Bd. 13).

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